Das Wasserschloss in der Speicherstadt ist einer der Top-Fotospot in Hamburg. Doch wie fotografiert man es am besten? Wie kann man sich von den tausenden Fotos abheben, die davon täglich durch die sozialen Netzwerke flackern? Darum geht es im heutigen Blogbeitrag.
Ich habe zwei Tage an der Poggenmühlen-Brücke verbracht und das Wasserschloss aus allen Blickwinkeln durchleuchtet. Ein paar Tipps zum Fotografieren möchte ich dir gern mit auf den Weg geben.
Die beste Zeit zum Fotografieren
Die Blaue Stunde. Ganz klar! Und davor noch den Sonnenuntergang mitnehmen. Das wäre der Klassiker und auch meine Empfehlung. Es ist ein magischer Moment, wenn man an der Poggenmühlen-Brücke steht und plötzlich die Lichter der Häuser eingeschaltet werden.
Aber Achtung! Dann muss es schnell gehen. Kurz darauf strömen die Boote der Touristen ins Bild, die die Lichterfahrt durch die Hamburger Speicherstadt gebucht haben. Sie ruinieren das Motiv, oder zumindest die Langzeitbelichtung.
Sollen die Boote mit aufs Foto, zwingen sie den Fotografen zwangsweise in den High-ISO-Bereich. Nicht jede Kamera hat daran Freude. Bei aktuellen Kameras ist es aber weniger dramatisch.
Die passende Brennweite
Vermutlich kommen die meisten Fotografen mit ihrem Weitwinkelobjektiv daher. Vor Ort stellen sie dann fest, dass das Wasserschloss erstaunlich weit ist. So ging es zumindest mir, bewaffnet mit dem Nikkor z 14-30 mm f/4. Mit einem Ultraweitwinkel, vor allem bei 14 mm, hat man aber nur wenig vom Hauptmotiv.
Für meinen Geschmack ist man mit einem klassischen Zoom-Objektiv wie dem 24-70 mm (gerechnet auf Vollformat) am besten bedient. Dazu schauen wir uns im weiteren Verlauf einige Beispiele an. Die EXIF-Daten habe ich dir unter jedem Foto verlinkt.
Die Lichtsituation ist keine einfache
Du solltest auf jeden Fall dein Stativ mitbringen. Längere Belichtungszeiten sind unvermeidlich.
Der hohe Kontrast zwischen den dunklen Häuserwänden und dem Himmel gibt sein Übriges.
Okay, auf Instagram sind ausgebrannte Himmel ein echter Trend. Kann man machen. Ansonsten; wenn deine Kamera kein echtes Dynamikwunder ist, empfiehlt sich eine Belichtungsreihe. In der Nachbearbeitung kannst du dann die nötigen Details herauskitzeln.
Links, rechts oder in der Mitte? Der perfekte Standort
Wo man steht, darüber streiten sich die Geister Fotografen. Ich habe sie beobachtet. Und zwar alle!
Es gibt drei Fraktionen.
Gruppe 1: Ist hip und modern. Dieser Schlag Fotografen positioniert das Stativ auf der linken Seite, weil man von dort die Elbphilharmonie mit aufs Bild bekommt.
Gruppe 2: Steht in der Mitte. Tendenziell waren es die spontanen Besucher, die mal eben mit dem Smartphone ein Bild zur Erinnerung knipsen wollten. Und ja, irgendwie sieht das Wasserschloss aus dieser Perspektive auch wunderschön aus.
Die »echten« Fotografen haben diesen Standpunkt aber eher dünn besiedelt. Vermutlich hat sich zu stark der Goldene Schnitt im Kopf festgebrannt. Das Hauptmotiv frontal mittig? Niemals. Schließlich wird die Missachtung der 2/3-Regel härter sanktioniert als die 3G-Regel!
Gruppe 3: Positioniert sich am rechten Bogen der Brücke. Das Stativ wird zwischen den Metallpfeilern förmlich eingekeilt. Es wird versucht einen Vordergrund ins Bild zu führen. Zu dieser Kategorie der Fotografen habe ich gehört. Für mich ist es die schönste Perspektive, bzw. eben die, die man nicht ganz so ‚häufig‘ sieht.
Vordergrund macht Bild Wasserschloss gesund
Die Idee mit dem Brückenpfeiler kam mir übrigens erst am zweiten Abend. Im Hotel hatte ich meine Bilder vom Vortag analysiert. Und mir ist dieses Bild positiv aufgefallen:
Am nächsten Tag habe ich mir erneut die Stahlkonstruktion der Poggenmühlen-Brücke angeschaut. Ich wollte mehr von den Metallpfeilern ins Bild bringen. Doch je mehr vom Geländer / Pfeiler (Mensch, wie nennt man denn so ein Brückenteil nur ???) ins Bild soll, desto weitwinkliger wird das Foto. Damit rückt jedoch das Wasserschloss mehr in die Ferne und wird kleiner. Das Hauptmotiv geht verloren.
Eine weitere Variante ist den oberen Teil des, wie hieß es nochmal? — ach, nennen wir es einfach brückenumspannendes Metallgeländer-Dingens — mit ins Bild zu nehmen. Für die Liebe. Für die Schlösser.
Tritt man ein paar Schritte zurück, kann man die Brückenkonstruktion als Rahmen verwenden. Auch damit lässt sich ein abwechslungsreicher Vordergrund definieren. Jedoch wird es in der Praxis wohl daran scheitern, dass eine Horde anderer Fotografen an der Brücke rumlungert. Wenn man es dann doch schafft, einen freien Blick zu erkämpfen, übersieht man am Ende die Stativbeine der ’nervigen‘ Fotografen links und rechts im Foto. Irgendwas ist ja immer […]
Fazit
Viele Wege führen nach Rom Hamburg. Das Wasserschloss ist eines der »Pflichtmotive«, was sicher auch auf deiner Liste steht. Ich hoffe mein Blogbeitrag konnte dir ein paar Impulse geben, wie du es am besten fotografieren kannst. Ganz bewusst habe ich verschiedene Brennweiten und Bild-Entwicklungen verwendet.
Und wenn dir jetzt alles zu viel ist und du das Wasserschloss nicht mehr sehen kannst, dann schau dir einfach den Sonnenuntergang von Aussichtsplattform der Elbphilharmonie an. Das lohnt sich immer 🙂
12 Kommentare
Moin Thomas,
da komm ich ja mit dem Lesen kaum hinterher, geschweige denn mit dem Kommentieren… fleißig isser! Dankbares Sauwetter. 🙂
DER Trick für’s Wasserschloss ist natürlich: Einfach unter der Woche kommen. 😀 Ich war zuletzt im September dort und hatte abends komplett meine Ruhe. Sehr angenehm. Ich war aber auch nach der blauen Stunde dort und hab’s auf dem Weg zum Hotel halt nochmal mitgenommen.
Gemacht habe ich es „bewusst anders“, eben auch wie du, und die Brücke als Rahmen genommen. Von links, also bin ich der Hipster hier. xD Aber eigentlich war der Grund, dass mir da genug ranzige Aufkleber im Bild waren, die mir einen wunderbaren Kontrast zum Wasserschlösschen lieferten. Exakt das ist es, was Hamburg für mich ausmacht: Die Kontraste. Arm & reich, Punk & Kaufmannsgattin, Schanze & Leinpfad, Wasser & Architektur…
Hier ist meine Version: https://flic.kr/p/2mL2DCY
Wie zufrieden bist du mit dem 14-30? Ist es dir gut genug, oder willst du irgendwann auf’s 14-24 gehen?
Viele Grüße
Ben
Hi Ben,
sorry, aber ich hab einfach zu viele Beiträge im Backlog und deshalb ein schlechtes Gewissen und muss daher publizieren :-p
Deinen Trick habe ich befolgt. Ich war unter der Woche dort: Dienstag + Mittwoch, auf Dienstreise. Voll war es trotzdem […]
Hängt vielleicht auch von der Jahreszeit ab. Ende August, alle sind im Sommerfeeling.
Deine Version gefällt mir gut, die Aufkleber sind mir auch aufgefallen. Schöne Idee mit dem Kontrast.
Mit dem 14-30 bin ich sehr zufrieden und sehe keinen Mehrwert im 14-24 f/2.8, sondern nur Nachteile: Gewicht, Größe, Preis. Die eine Blende Differenz kann ich im Alltag locker durch ISO ausgleichen. Und für Astrofotos nehm ich sowieso das 20mm f/1.8, denn da bietet selbst f/2.8 zu wenig Lichtausbeute.
In diesem Sinne: Bis zum nächsten Beitrag 😉
Gruß
Thomas
hach ja, das Backlog und das schlechte Gewissen… kommt mir so vertraut vor.
Dann hatte ich in Hamburg einfach nur Glück, dass ich nach der blauen Stunde dort war. Muss so gegen 22:30 Uhr gewesen sein. Außer vereinzelte Passanten war ich mutterseelenallein. Schön, dass dir meine Version gefällt. 🙂
Deine Meinung zum 14-30 kann ich absolut teilen. Zumal es ein Filtergewinde hat und man nicht noch extra einen riesigen Filterkasten mit rumschleppen muss. Meine zarten Gehversuche in Richtung Astro habe ich mangels Alternativen auch mit dem 14-30 gemacht. ISO 6400 und ab dafür. Ist ja bei der Z6 gar kein Problem- Ob ich mir extra dafür ein 20mm 1.8 anschaffe… glaub nicht. Zumal das native Z unfassbar teuer ist.
Das neue Nikkor z 20mm f/1.8 würde ich mir nur für Astrofotos auch nicht kaufen. Dafür ist es zu teuer, bzw. würde sich für die 1-2 Gelegenheiten pro Jahr nicht lohnen.
Leider funktioniert mein altes AF-S 20mm f/1.8 mit dem FTZ-Adapter aber weniger gut an der Nikon z7 ii. Manueller Fokus bei Nacht ist mir damit nie wirklich gelungen. Immer unscharf. Bekanntlich reagiert das alte 20er ja generell zickig beim manuellen Fokus. Adaptiert ist es noch deutlich schwieriger. Ich werde mich davon trennen müssen und dann als Kompromiss auch mit dem 14-30er bei Nacht losziehen (müssen).
Es gibt/gab von Viltrox ein manuelles 20mm 1.8 für Z. Ob das was kann, weiß ich allerdings nicht.
Danke!
Hatte wieder viel Freude beim Lesen!!! Klasse, wie kreativ du schreiben kannst! Und deine Studien sind inspirierend! Bin schon gespannt, auf deinen nächsten Blockeintrag!
Herzliche Grüße aus Naumburg!
Freut mich, Udo!
Grüße nach Naumburg, wir lesen uns im nächsten Beitrag 🙂
Hallo,
auch ich war schon in HH ( wer eigentlich noch nicht) und habe natürlich auch das Wasserschloss festgehalten.
Ich hab mich bei einer Barkassenfahrt ans Heck gesetzt und sozusagen hinten raus fotografiert. Keine Stativbeine, kein Brückengeländer, keine Fotografen, keine Liebesschlösser und auch keine Aufkleber 😉 haben gestört und die Perspektive ist doch etwas anders und vll auch seltener.
Gruß Jens
http://www.ichbinfotografieren.de/hamburg/
Hallo Jens,
bemerkenswerte Aufnahmen aus Hamburg: Schwarz-Weiß ist eben doch die schönste Farbe! Und clever Lösung mit der Bootperspektive :-p
Gruß
Thomas
[…] vermisst das Wasserschloss? Dann schau einfach bei Thomas von blogografie.de vorbei, der hat diesem bezaubernden Fleckchen einen eigenen Beitrag gewidmet. Gemacht habe ich es […]
Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. 🙁
Nach zwanzig Jahren in Hamburg habe ich erst jetzt das Wasserschloss „entdeckt“. Leider sind aktuell auch beim Wasserschloss Energiesparmaßnahmen umgsetzt = Abends wird es nicht mehr beleuchtet. Schade, aber trotzdem ein sehr interessanter Fotospot in Hamburg.
[…] Tolle Fotos vom Wasserschloss (mit Beleuchtung) – blogografie.de […]