Vor einem Jahr habe ich mir das Walimex Pro 14 mm f/2.8 gekauft. Heute möchte ich über meine Erfahrungen mit dem Objektiv schreiben. Dieser Beitrag richtet sich an alle, die ein günstiges Ultraweitwinkelobjektiv für Vollformatkameras suchen. Ich kläre die Fragen: Wie praktikabel sind 14 mm als Festbrennweite? Was gefällt mir am Walimex Pro 14 mm f/2.8 besonders gut? Was stört mich? Wie komme ich mit dem manuellen Fokus zurecht? Dazu zeige ich zahlreiche Fotos, damit ihr euch ein besseres Bild von der Qualität machen könnt.
Rückblick – Wie fing alles an?
Grundlage war mein damaliger Blogbeitrag: Kaufentscheidung Ultraweitwinkelobjektiv – zwischen Vernunft und Begehrlichkeit. Ich war auf der Suche nach einem Ultraweitwinkelobjektiv für meine Nikon D800. Das Nikkor 14-24 mm f/2.8 und das Tamron 15-30 mm f/2.8 waren mir beide zu groß, zu schwer und zu teuer. Daher fiel die Entscheidung auf das kleine, leichte und verlockend günstige Walimex Pro 14 mm f/2.8 (Affiliate-Link) für damals 389 EUR.
Erfahrungsbericht: Walimex Pro 14 mm f/2.8
Walimex, Samyang oder Rokinon?
Das Walimex Pro 14 mm f/2.8 kommt eigentlich aus dem Hause Samyang und ist ein rein manuelles Objektiv. Auch die Hersteller Rokinon und Walimex bieten das baugleiche Objektiv an. Die Version von Walimex hat aber einen Vorteil: Es hat einen eingebauten Chip zur Übertragung der EXIF-Daten. Brennweite, Blende & Co. werden zur Kamera übertragen und in den Metadaten der Fotos gespeichert. Die Blende kann direkt an der Kamera eingestellt werden. Auch die Zeit- und Blendenautomatik funktionieren problemlos. Preislich unterscheiden sich die drei Modelle kaum. Also greift zum Walimex.
Größe, Gewicht und Spezifikationen
Die technischen Details zum Objektiv könnt ihr auf der Herstellerseite nachlesen. Ein Ultraweitwinkel ist für mich kein Immerdrauf-Objektiv, sondern eine Ergänzung in der Fototasche. Und gerade bei langen Wanderungen oder im Urlaub sind Gewicht und Größe ein echtes Thema. Hier liegt die Stärke vom Walimex Pro 14 mm f/2.8. Mit ca. 500 g ist es in einer Gewichtsklasse, die mir keine Rückenschmerzen bereitet. Dazu hat es eine geringe Größe, verglichen mit meinem Standardzoom.
Die Gegenlichtblende ist beim Walimex Pro 14 mm f/2.8 fest verbaut, daher habe ich sie beim Nikkor 24-70 mm f/2.8 ebenfalls aufgesetzt. Fair play 😉
Die Brennweite – Wie sehen 14 mm aus?
Es ist schon Wahnsinn, wie viel man mit 14 mm Brennweite aufs Bild bekommt. Man kann den Effekt im Nikkor Lens Simulator nachstellen. Aber schauen wir uns lieber ein echtes Beispiel an. Nachfolgend zeige ich drei Bilder, fotografiert aus einem Fenster. Alle Bilder sind unbearbeitet, vergesst das Motiv. Es geht nur um den Bildausschnitt.
35 mm Brennweite (wie ein Smartphone)
24 mm Brennweite (maximaler Weitwinkel meines Nikkor 24-70 mm f/2.8)
14 mm Brennweite (Walimex Pro 14 mm f/2.8)
Der Unterschied ist krass. Beim Weitwinkel zählt wirklich jeder Millimeter nach unten.
Brennweite | Bildwinkel |
---|---|
35 mm | 63° |
24 mm | 83° |
14 mm | 114° |
Zwischen 35 mm und 24 mm liegen »nur« 20° Bildwinkel. Geht man weitere 10 mm nach unten, wächst der Bildausschnitt um 31°. Die sieht man sehr deutlich!
Die Verzeichnung beim Walimex Pro 14 mm f/2.8
Typischerweise bringen Ultraweitwinkelobjektive eine Verzeichnung des Bildes mit sich. Das ist beim Walimex Pro 14 mm f/2.8 leider nicht anders. Es hat eine unschöne kissen- bzw. wellenförmige Verzeichnung. Sie lässt sich aber in Adobe Lightroom oder Photoshop beseitigen. Entsprechende Profilkorrekturen findet ihr über die Google-Suche. Als Landschaftsfotograf habe ich mit der Verzeichnung keinerlei Probleme, sie ist für mich nicht relevant. Anders könnte es aussehen, wenn du überwiegend Architektur fotografierst. Aber auch da ist die Frage, wie schmerzempfindlich du bist, oder wie kleinlich. Nachfolgend ein Beispielbild, mit und ohne Profilkorrektur.
Die Sache mit dem manuellen Fokus
Ich gebe zu: auch ich war skeptisch. Ein Objektiv mit manuellem Fokus? Oh je. Aber diese Sorgen sind unbegründet. Einen Autofokus habe ich beim Walimex Pro 14 mm f/2.8 noch nie vermisst (wie auch, es hat ja keinen).
Was macht ein Autofokus überhaupt?
Der Autofokus misst den Abstand zum Motiv und setzt den Fokus anhand der Entfernung. Das Walimex Pro 14 mm f/2.8 hat einen Fokusbereich von 28 cm bis 3 m. Für alles, was weiter als drei Meter entfernt ist, wird der Fokus auf unendlich gestellt. Das würde auch der Autofokus machen.
Wie arbeite ich mit dem manuellen Fokus?
Ich ignoriere die ganze Thematik. Zu 99,9 % ist bei mir ein Abstand von 3 m am Objektiv eingestellt. Manchmal auch 2 m. Ich schau da gar nicht mehr hin, weil man im finalen Bild keinen Unterschied sieht. Das ist natürlich eine gewagte These. Es liegt aber daran, dass ich fast ausschließlich mit Blende 8 arbeite.
Eingestellter Abstand am Objektiv | Schärfentiefe von | Schärfentiefe bis |
---|---|---|
2 m | 1,42 m | unendlich |
3 m | 2,36 m | unendlich |
Bei dieser Blende ist die Schärfentiefe ausreichend groß. Wer auf Nummer sicher gehen will, nutzt die hyperfokale Distanz und stellt das Objektiv auf einen Abstand von etwa 0,8 m. Dann ist die ganze Welt im Fokus.
Wie fokussiere ich mit Offenblende?
Hin und wieder kommt es vor, dass ich ein Motiv mit Blende 2.8 freistellen möchte. Zum Beispiel einen Stein im Wasser oder ein Gürteltier, das 40 cm vor mir sein Unwesen treibt. Dann bin ich gezwungen manuell zu fokussieren. Wenn möglich, nutze ich den Liveview der Kamera und zoome zu 300 % ins Bild hinein. Dann drehe ich am Fokusring und stelle die Schärfe nach Augenmaß ein. Beim Blick durch den Sucher fällt mir dies deutlich schwerer. Hier verlasse ich mich auf die Anzeige im Sucherdisplay. Bei Nikon-Kameras wird ein grüner Punkt angezeigt, wenn die Schärfe korrekt gesetzt ist. Nach einem Jahr intensiver Nutzung, kann ich die Notwendigkeit fürs manuelle Fokussieren aber an einer Hand abzählen.
Die Stärken des Walimex Pro 14 mm f/2.8
Was gefällt mir besonders gut? Die Qualität! Es ist sehr scharf und kontrastreich. Es gibt wenig zu meckern. Viele meiner Lieblingsfotos sind mit dem Walimex Pro 14 mm f/2.8 geschossen. Hier ein paar Beispiele.
Klar, es gibt Objektive mit mehr Randschärfe. Da ist das Walimex Pro 14 mm f/2.8 kein Superstar. Aber hey: dafür kostet es nur um die 350 EUR.
Um denen die Angst zu nehmen, die gerne Architektur fotografieren: Mit der angesprochenen Profilkorrektur in Lightroom ist das alles kein Drama.
Was gefällt mir weniger gut?
Der Sonnenstern
Es stört mich wirklich: Der Sonnenstern sieht einfach unschön aus. Egal wie weit die Blende geschlossen ist, die Form ist einfach …
Besonders deutlich wird dieser Effekt bei Nachtaufnahmen. Die Strahlen der Straßenlaternen gefallen mir nicht.
Sogar bei Vollmond nervt es mich. Subjektives Empfinden, aber es ist wirklich keine Stärke des Walimex’chen.
Die Brennweite an sich
Es mag komisch klingen, aber hin und wieder sind mir 14 mm einfach zu viel des Guten. Bei 14 mm saugt man unheimlich viel Vordergrund auf und verschiebt das Hauptmotiv in weite Ferne. Ich ertappe mich in letzter Zeit immer wieder dabei, dass ich die Fotos am Ende deutlich beschneide. In der Praxis würde ich gern in Richtung 20 mm zoomen. Aber das sind (meine) Luxussorgen. Ansonsten gibt es aus meiner Sicht nichts zu meckern.
Fazit
Wer nach einem preiswerten Ultraweitwinkelobjektiv sucht und eine Nikon, Canon, Fuji, Sony, Samsung, Olympus oder Pentax-Kamera besitzt, dem sei das Walimex Pro 14 mm f/2,8 wärmstens empfohlen. Vom Preis her gibt es nach wie vor keine Alternativen für Vollformatkameras. In Sachen Preis-Leistung ist es absolute Spitzenklasse. Das Objektiv war in letzter Zeit häufig bei Amazon für 299 EUR erhältlich, dafür ein echter Kracher!
Ich wünsche euch viel Spaß beim ultraweiten Fotografieren.
4 Kommentare
Nein, der AF „misst“ keine Entfernung. Das macht nur ein E-Messer. Nur ganz früher (1965?) gab es Kameras, die mit Ultraschall die Zeit gemessen haben, bis das Echo zurückkam, aber das ist Geschichte. Heute „misst“ der AF den Kontrast des Bildes auf dem Sensor, weil ein scharfes Bild kontrastreicher ist, als ein unscharfes. Die Methode ist nicht sehr präzise, aber im „Normalfall“ ausreichend. Sie ist auch, trachtet man nach höchstmöglicher Präzision, alles andere als schnell, es sei denn, man gibt der Schnelligkeit vor der Schärfe den Vorrang. Phasen-AF ist noch ungenauer, dafür aber im Schnitt zweimal schneller. Am besten ist eine Kombination beider Systeme. Angeblich, und das glaube ich sogar ungeprüft gerne, sei die Methode „depth from defocus“ („DFD“) schneller noch als Kontrastmessung.
Übrigens sind spiegellose Kameras chneller und vor allem viel genauer, als Spiegelreflexkameras, wo eine minimale Fehllage des Spiegels verheerende Folgen auf die Genauigkeit.
Danke für die ausführliche Erklärung! Da bin ich froh, dass das Walimex-Objektiv gar keinen Autofokus hat 🙂
Spiegelose Kameras sind im allgemeinen noch nicht schneller – das ist Hype. Manche spiegellose Kamera ist schneller als manche DSLR. Das gilt aber auch andersrum.
Die Präzision ist besser. Den Unterschied sieht man bei kleiner Tiefenschärfe – sonst nicht. Für dieses Objektiv natürlich unrelevant. Falls der Fokus daneben liegt lässt sich jede gute DSLR kalibrieren und dann sind die Folgen keinesweges verheerend.
Wollte das walimex 14 mm 2.8 anfangs schon wieder los werden. Mit der zeit hatte ich mehr spass an dem teil. Ich nutze es an einer D7200. Vor allem im winter bei schnee sind schoene eisige wasserfallfotos möglich. An einer a7 nutze ich ein voigtländer 21 mm 3.5 skopar. Auch gut. Das walimex ist aber preislixh topp. Die nahdistanz für „weitwinkel-blumenteppixh-makros“ könnte besser sein.