Die Klusberge sind wenig bekannt; vor allem bei denen, die sie nicht kennen. Klingt komisch, ist aber so. Halberstadt gilt zwar als »Tor zum Harz«, doch bist du jemals dort gewesen? Klusfelsen, Fünffingerfelsen, Teufelskanzel. Sagt dir das was? Im Volksmund werden diese Berggruppen auch als »Halberstädter Schweiz« bezeichnet. Darum soll es heute gehen. Und ganz nebenbei machen wir noch eine Blog-Leserin glücklich, mit einem Hauch von Merchandise, versteckt im Auenland, wo die Hobbits leben. Aber der Reihe nach.
Die Anreise zu den Klusbergen im Harz
Es ist Samstag, vor zwei Wochen, 05:03 Uhr. Die Wetter-App hat Nebel vorhergesagt. Und sie hatte recht! Ich sitze auf meinem Moped und fahre die A14 entlang. Wie letztes Wochenende. Es sind 2 Grad Celsius. Das ist zwar doppelt so warm wie die vorhergesagten 1 Grad, doch von Wärme kann keine Rede sein. Schon nach 9 Minuten Fahrt wird mir klar, warum Sommerhandschuhe Sommerhandschuhe heißen.
Doch zum Frieren habe ich keine Zeit. Der Nebel ist so dicht, dass ich kaum noch die Verkehrsschilder lesen kann. Und obwohl ich die Strecke schon 100x gefahren bin, habe ich tatsächlich die Abfahrt bei Bernburg zur A36 verpasst. Erst ‚kurz‘ vor Magdeburg bemerke ich, dass ich auf dem Holzweg bin, auch wenn er perfekt asphaltiert ist. Also wenden und zurück. 30 km Umweg. Ärgerlich.
Und plötzlich sitzt mir die Zeit im Nacken. Blaue Stunde um 06:41 Uhr? Das wird nichts mehr. Mehr als 129 km/h schafft mein Roller nicht. Mittlerweile fahre ich mit offenem Visier, weil ich nicht mehr unterscheiden kann was schlimmer ist: Die beschlagene Innenscheibe oder die komplett nasse Außenscheibe vom Nebel. Doch obwohl ich meine Finger nicht mehr spüre, erreiche ich das Ziel: die Klusberge.
Sonnenaufgang in den Klusbergen
Ankunft 07:14 Uhr. Sonnenaufgang aber schon 07:17 Uhr! Fotografieren als Stresssituation, mit drei „s“, passend zu den drei Minuten, die mir zum Sonnenaufgang noch bleiben. Ich flitze den Waldweg entlang. Es sind noch 400 Meter. Doch plötzlich tauchen vor mir drei Mädels auf. Was soll das? Warum sind hier Menschen? Um diese Zeit. An diesem Ort? Ich bin genervt.
Sie scheinen das selbe Ziel zu haben: den Klusfelsen. Ich muss sie überholen! Nur wie komme ich an ihnen vorbei, ohne sie zu Tode zu erschrecken? Sie rechnen sicher nicht mit einem 1,91m großen Mann, der um diese Zeit komplett schwarz gekleidet, mit Rückenprotektor, Sturmhaube und Motorradjacke durch den Wald rennt. In friedlicher Mission. Hey, ich bins doch nur: Ein netter Fotograf, der die Natur liebt und zufällig ein Gürteltier aus Hartgummi bei sich trägt.
Aber gut. Dass ich es bis zum Klusfelsen nicht mehr rechtzeitig schaffe, ist leider ein Fakt. Die letzte Rettung? Ich wähle den Luftweg und starte die Drohne. Die Sonne geht in wenigen Sekunden auf.
Der Fünffingerfelsen im Nebel
Die Drohne kreist über dem Fünffingerfelsen. Ich klettere hinauf, um mich mit ins Bild zu stellen, weil ich das immer tue. Frag mich nicht warum. Vielleicht um meine rote Jacke zu präsentieren.
Sofort bereue ich, nicht schon zur Blauen Stunde vor Ort gewesen zu sein. Jetzt bleibt mir nichts anderes übrig, als den Tatsachen ins Auge zu blicken. Die Sonne geht gnadenlos auf und überstrahlt alles. Da kommt der Dynamikumfang meiner ‚alten‘ DJI Mavic Air stark an seine Grenzen. Die 5-fach-Belichtung hilft, kann ein so brutales Gegenlicht aber qualitativ nicht retten.
Dann ist die Show auch schon vorbei. Der Nebel verschwindet. Der Himmel ist blau und langweilig.
Um die Kamera nicht umsonst mitgeschleppt zu haben, schieße ich noch ein Abschiedsfoto am Fünffingerfelsen, mit gewohnt kitschigem Sonnenstern, aus meinem 20mm-Objektiv.
Geocaching in den Höhlenwohnungen
Da der Morgen abseits des Drohnenflugs leider eine Enttäuschung war, entschließe ich mich, wenigstens noch eine langjährige Blog-Leserin glücklich zu machen. Katrin hat mir gestern Abend geschrieben, dass sie gern eine Emaille-Tasse mit Blogografie-Logo hätte. Für ihre Wanderungen, um daraus ihren geliebten Tee zu trinken.
Kann sie gerne haben. Aber die Tasse einfach so per Post verschicken? Das wäre viel zu unpersönlich. Dann kam mir eine Idee. Wie wäre es mit einer kleinen Schnitzeljagt: Geocaching im Harz!
Der perfekte Ort ist schnell gefunden und liegt nur 10min von den Klusbergen entfernt. Es sind die Höhlenwohnungen in Langenstein, die bis 1916 sogar bewohnt waren. Alles erinnert an die Hobbits im Auenland.
Genau dort bin ich hingefahren und habe die Tasse im Ofen einer Höhlenwohnung versteckt, die oberhalb des Ortes in den Bergen liegt. Anschließend habe ich Katrin die GPS-Koordinaten geschickt, mit dem Hinweis, dass ich die Tasse dort für sie hinterlegt habe. Dann hat sie sich mit ihrer Freundin auf den Weg gemacht, um die Tasse zu suchen. Und sie hat sie gefunden 🙂
Ende gut, alles gut!
Kommentar
Impressed mit BERICHT UND PHOTOGRAPHY. Besonders Herbstlandschaft und Bahn.
Ron F.H. von Australien