Ein Walmdach hat eine Neigung von 25°. Wo da der Bezug zum Titel des Blogbeitrags ist, fragst du dich? Finden wir es heraus. Die passende Überleitung ist (hoffentlich) nur wenige Zeilen entfernt. *grübel*
Doch wo fangen wir an? Beim Wo vielleicht? Bietet sich an, denn ich bin live vor Ort. In Scheffau. Sieben Kilometer entfernt von Berchtesgaden. Zwei Tage vor Abreise gebucht. Herbsturlaub mit der Familie.
Und während ich diese Zeilen tippe, liege ich im Bett der Ferienwohnung. Ein großes, massives Holzbett. Eiche Natur. Etwas bequemer könnte es sein. Mit einer ungesunden 25°-Neigung drückt sich mein Nacken ans grobholzige Kopfteil. Ha! Erste Überleitung zum Walmdach geglückt 🙂
Unvorbereitet wie ich bin, stelle ich mir die Frage: Was machen wir die kommenden 10 Tage eigentlich? Nicht uneigennützig suche ich bei Google nach »Fotospots Berchtesgaden« und lande direkt bei meinem eigenen Blogbeitrag aus dem Jahr 2018: Die Top-Fotospots im Berchtesgadener Land – Abgedroschen aber geil. Witziger Zufall oder gutes SEO? Ich lese ihn und muss schmunzeln. Viel geändert hat sich an meiner Situation eigentlich nicht.
Nenn es nicht wandern!
Wer mit Kindern in die Alpen reist, kennt die Probleme. Kleine Kinder muss man nicht fragen, dafür muss man sie tragen. Und große Kinder muss man permanent austricksen! Beide vereint eins: wandern ist nicht unbedingt ein Kindheitstraum.
Doch was tun, wenn die Eltern die Berge mögen und der Papi der Fotografie verfallen ist? Auf das Naming kommt es an. Mein Tipp: Nenn es nicht wandern! Wir gehen spazieren; wir schauen uns nur etwas an. Ein paar Boote zum Beispiel. Am Königssee. »Schaut mal, die Straße heißt Malerwinkl. Ihr malt doch gerne?«
Wie weit der Weg geht, niemals verraten! Am besten immer den Rundwanderweg nehmen.
»Kinder, wir sind schon auf dem Rückweg.«
Logisch. Wir sind immer auf dem Rückweg. Der Start liegt ja bereits unmittelbar nach dem Start hinter uns. Aber in dem Fall sind es wirklich nur 4 km gewesen, inkl. Abstecher zur Rabenwand. Lohnt sich!
Den Watzmann stets im Blick
Zur Not muss Mann erfinderisch werden.
»Wusstet ihr, dass der Watzmann eigentlich der Schicksalsberg aus Herr der Ringe ist?«
Stimmt zwar nicht, aber wer von den Kindern soll es validieren? Ohne Google, wenn die Handys in der Ferienwohnung liegen. Also fix das Tele-Objektiv aus dem WanderRucksack holen und schauen, ob Frodo Beutlin zu sehen ist.
Der Watzmann – mit seinen 2.713m Höhe – ist für mich der schönste Berg in den Alpen. Brachial, scharfkantig, dominant. Überall zu sehen. Wusstest du, dass der Höhenunterschied zwischen dem kleinen Watzmann (der Gipfel links) und dem großen Watzmann (der Gipfel rechts) 406 Meter beträgt? Sieht aus der Ferne gar nicht so aus.
Maria Gern, hier sind wir besonders gern
Neben dem Watzmann ist die Wallfahrtskirche Maria Gern eines meiner Lieblingsmotive, obgleich sie faktisch millionenfach aus allen Winkeln fotografiert wurde. Ha! Erinnerst du dich? Winkel: 25°. Zweite Überleitung.
Doch auch für malerisch gelegene Kirchen können sich Kinder wenig begeistern. Da hilft nur cheaten!
»Wollen wir uns Alpakas ausleihen?«
Gefragt, getan! Ein Anruf bei der netten Inhaberin von lamawandern.de und die Sache ist gebucht.
Ein tolles Erlebnis; querfeldein, mit drei Lamas, mitten durch den Wald in Maria Gern, steil bergauf, inkl. Flussüberquerung. Davon kann und möchte ich aber keine Fotos zeigen, weil sonst unweigerlich die Kinder frontal im Internet landen.
Durch den Zauberwald zum Hintersee
Wer im Berchtesgadener Land übernachtet, kann („dank“ üppiger Kurtaxe) kostenlos mit dem Bus fahren. Zum Hintersee bietet es sich besonders an.
Mit der Linie 846 geht es vorbei an der Pfarrkirche St. Sebastian im Bergsteigerdorf Ramsau, die übrigens auch ein beliebtes Fotomotiv ist.
Anders als bei der Anreise mit dem Auto habt ihr im Bus den Vorteil, den kompletten Zauberwald One-Way passieren zu können. Es ist nämlich kein Rundweg. Steigt am besten an der Haltestelle Marxenbrücke aus. So könnt ihr den wunderschönen Weg entlang der Ramsauer Ache bis zum Hintersee laufen, am Seeufer in ein Cafe einkehren und von dort entspannt mit dem Bus zurück tuckeln.
Und der Blick auf den Hintersee ist heute besonders schön. Meine Frau hat mich heimlich fotografiert, als ich beobachtet habe, wie auf der anderen Seite sogar gebadet wurde!
Ende Oktober und ein solches Traumwetter. Pure Sonne. 25°. Dritte Überleitung, jetzt läuft’s!
Was mir aber auch bewusst wird: Wie schnell doch die Zeit vergeht. Als wir beim Streifzug durch den Zauberwald am Wasserrad vorbeigekommen sind, ist mir eingefallen, dass wir hier vor fünf Jahren bereits standen. Ein kurzer Blick in die Dropbox führte zu folgendem Vergleichsbild. Witzig, oder?
Essen auf der Kneifelspitze
Nicht von der Hand zu weisen ist das Wort „wandern“ auf dem Weg zur Kneifelspitze. Der Aufstieg war hart. Mit 29% Steigung geht’s los. Aber wer den mit Abstand besten Ausblick im Berchtesgadener Land sucht, muss auf die Kneifelspitze!
Auf dem Weg nach oben passiert man die Marxenhöhe, wo sich der grandiose Blick ins Tal bereits abzeichnet.
Oben ist der Blick noch um einiges imposanter. Aber kennst du das? Du hast vor Ort die perfekte Aussicht. Aber auf dem Foto kommt es einfach nicht zur Wirkung?
Geht mir leider auch immer so. Die Fotos ins Tal sehen aus wie mit der Drohne geschossen. Man bekommt es einfach nicht so eingefangen, wie es vor Ort wirklich war. Deshalb habe ich es gar nicht erst versucht, hier nur ein Handyfoto zur Beweissicherung.
Mein Tipp: Hochwandern, Mittagessen, selber gucken 🙂
Lärchecker Wand
Ein Geheimtipp abseits des Touri-Trubels ist der Aussichtspunkt Lärchecker Wand bei Oberau. Ein grandioser Spot, unweit unserer Ferienwohnung, den wir erst am letzten Tag entdeckt haben.
Mit diesem Ausblick rüber nach Maria Gern endet der Urlaub und damit auch der Blogbeitrag.
Fazit
Mit einem so unfassbar gutem Wetter hätten wir Ende Oktober niemals gerechnet. Ich könnte noch viele weitere Bilder und Geschichten erzählen; von der Wanderung zur Hängebrücke im Klausbachtal, luftigen Momenten entlang der Rossfelder Höhenstraße oder dem Ausflug zum Gollinger Wasserfall. Doch der Beitrag war so schon lang genug. Danke, dass du bis hier gekommen bist und vielleicht auch bald hier sein wirst:
6 Kommentare
Moin Thomas,
ein Batzen Neid so groß wie der Watzmann überkommt mich. Traumhafte Bedingungen, wie gemalerwinkelt, während ich mir in Berlin nen nassen Allerwertesten geholt habe. 🙂
Würde ich den Kommentar drei Tage später schreiben, könnte ich dir jetzt noch einen FroDo wünschen. So bleibt es bei einer hoffentlich schönen Woche!
Beste Grüße
Ben
Hi Ben!
Danke! Es ist selten, aber ja: auch wir haben mal Glück mit dem Wetter, der Neid sei uns gegönnt 🙂
Hallo Thomas, auch hier wieder Kompliment für diesen unterhaltsamen Beitrag. Wir waren dieses Jahr viel an den Küsten/Meer unterwegs, aber nächstes Jahr soll es für uns auch mal wieder in die Berge gehen. Der Zauberwald und die gute Busanbindung fanden wir bei unserem Berchtesgaden Urlaub vor einigen Jahren auch sehr gut.
Beste Grüße Andreas aus Seevetal
Hallo Thomas,
vielen Dank für die tollen Fotos und den Bericht. Hin und wieder vorbei schauen, vielleicht gibt es ja etwas neues. Für mich immer wie ein kurz Urlaub, einen kleinen Augeblick die Bilder und die dazugehörige Beschreibung wirken lassen, einfach träumen. Vielleicht ein Ziel für den nächsten Urlaub?
Zu lang? Den Augenblick nehme ich mir, aber ein weiterer Beitrag? Super gerne.
Best Grüße
Till
Hallo Till,
vielen Dank für die lieben Worte 🙂
Gruß
Thomas
Hallo Thomas,
das Berchtesgadener Land ist schön und eine Reise Wert. Deine Bilder fangen das toll ein. Da bekommt man doch gleich Lust seine nächste Tour zu planen. Wir sind vor einiger Zeit über die Wimbachgrieshütte zum Kärlingerhaus gewandert. Eine wunderbare Ecke im Berchtesgadener Nationalpark. Die steilen Watzmannhänge auf dem Weg zur Wimbachgrieshütte sind mächtig und beeindruckend.
Deine Bilder vom Hintersee fordern einen auf die Ecke auch mal zu erkunden. Es gibt noch viel zu entdecken. Schöner, informativer Blog.