Die Tour zur Anse Marron war für mich eines der Highlights auf den Seychellen. In diesem Reisebericht habe ich versucht die Emotionen für Dich einzufangen. Mit 24 Fotos lasse ich Dich an der fünfstündigen Wanderung teilhaben. Also komm mit mir auf die Reise zu einem der schönsten Orte der Welt; zur Anse Marron auf La Digue.
Die Planung
Einige Reiseführer verzeichnen einen »offiziellen« Wanderweg zur Anse Marron. Tatsächlich ist die Bucht aber ohne ortskundige Begleitung nicht, oder nur sehr schwer zu erreichen. Einige Streckenabschnitte sind teilweise gefährlich, da man über die rutschigen Granitfelsen klettern muss. Es geht durch den Regenwald. Streckenweise sogar durchs Meer. Im Vorfeld meiner Reise habe ich mich daher über geführte Touren informiert. Hier bin ich auf den Tourguide Robert Agnes, den Sunny Trail Guide aufmerksam geworden. Er vermarktet seine Angebote in diversen sozialen Netzwerken. Besonders beeindruckt hat mich sein Video über die Wanderung zur Anse Marron. Für mich stand fest: diese Tour werde ich auch machen.
Angekommen auf La Digue, habe ich beim Baden am Anse Source D’Argent zufällig einen jungen Mann kennengelernt. Wie sich herausstellte arbeitet er als Tourguide auf La Digue. Sein Name ist Henry Bibi. Er ist neben Robert Agnes und Rondy Payet einer von drei offiziellen Guides auf La Digue. Henry ist 25 Jahre und wurde auf Mahe geboren. Er ging in La Digue zur Schule und lebt seitdem auf der Insel. Ich fragte ihn, ob er mich auf einer Tour begleitet. Er stimmte zu und so buchte ihn zwei Tage später für eine Tour zur Anse Marron.
Anse Marron – Die Tour mit Henry Bibi
Wir trafen uns 9 Uhr am Heliport. Vor dem Eingang zum L’Union Estate Naturschutzpark. Zu meiner Überraschung stand hier eine Gruppe von neun weiteren Wanderern, gemeinsam mit Tourguide Robert Agnes. Zunächst dachte ich Henry Bibi hat mich einfach an ihn vermittelt. Jedoch kam Henry wenige Minuten später mit dem Fahrrad nach. Wir warteten zunächst 30 Minuten auf das Taxi, was uns zum Startpunkt der Wanderung, der Grand Anse, an die Ostküste fahren sollte. Da kein Taxi kam, hat Robert Agnes kurzer Hand einen kleinen LKW organisiert, auf dessen Ladefläche wir dann die rund vier Kilometer zurückgelegt haben. So sind die Seychellois.
Start von der Grand Anse
Angekommen an der Grand Anse, trennte ich mich von der Gruppe und folge meinem persönlichen Tourguide; Henry Bibi.
Wir liefen in Richtung Küste. Wie ich hinter uns sehen konnte, folgte uns auch die Gruppe von Robert Agnes. Mit Henry erreichte ich nach 15 Minuten die Anse Songe. Sofort fiel die sehr raue Brandung auf. Zu dieser Jahreszeit ist ein Baden an der Ostküste nicht möglich. An den offiziellen Badestränden, z.B. der Grand Anse, weisen Hinweisschilder auf die gefährlichen Strömungen mit Lebensgefahr hin. Für die Wanderung zur Anse Marron waren aber maximal die nassen und rutschigen Felsen eine Gefahr.
In Analogie zur Gestalt der Granitfelsen an der Küste, die aussehen, als hätte jemand die Steine aufeinander gestapelt, baute auch Henry einen kleinen Felsturm auf. Immer wenn er an diesem Punkt vorbei kam, erhöhte er den Turm um einen Stein, was auch ich tat. Dann liefen wir weiter Richtung Süden.
Ab hier wurde es dann schwer den Wanderweg zu finden. Ohne Tourguide hat man hier als Ortsfremder so gut wie keine Chance mehr. Der viele Regen und das schnelle Wachstum der Pflanzen sorgen dafür, dass man den Wanderweg nicht immer nachvollziehen kann.
Grand l‘ Anse
Henry kennt sich aber bestens aus. Nach eigenen Angaben macht er die Tour zur Anse Marron auf La Digue seit seinem fünften Lebensjahr. Ihm dürfte also jeder Fels und jede Pflanze vertraut sein 😉
Wir erreichten somit den zweiten Abschnitt der Tour: die Grand l‘ Anse; nicht zu verwechseln mit der Grand Anse, die bereits hinter uns lag.
Grand Cap
Ab hier ging es dann hinauf auf die Granitfelsen und es folgte zugleich der größte Anstieg auf der Strecke. Es ging auf ca. 30 Meter Höhe, hinauf zum Grand Cap.
Der Aufstieg war etwas mühsam, da die Felsen ziemlich rutschig waren. Henry hat mich aber sicher begleitet. Zeitweise hat er sogar meinen Rucksack getragen oder mich beim Klettern abgestützt. Ich versuche mir vorzustellen, wie der Tourguide nach uns diesen Weg mit einer Gruppe von neun Leuten zurücklegen will. Diese Verantwortung möchte ich nicht tragen müssen.
Oben angekommen hatten wir eine herrliche Aussicht. Die Fotos können die Weite und Höhe vor Ort nur annähernd widerspiegeln. Die Wellen waren an diesem Tag so extrem hoch, dass das Wasser fast bis zu uns rausspritzte. Da hat sogar Henry zum Handy gegriffen und selber einige Fotos und Videos gemacht.
Wenn man oben ist, muss man auch wieder runter kommen. Auf diesem Bild kann man den steilen Abstieg ganz gut erahnen. Die letzten Meter mussten wir durchs Wasser. Die Herausforderung war es am Strand anzukommen, bevor einen die nächste Welle erwischt 😉
Anse Marron – Willkommen im Paradies
Dann erreichten wir die Anse Marron; das Hauptziel der Wanderung. Ein wunderschöner Strand mit einem kleinen Pool in der Mitte, in dem das Baden unbedenklich ist.
Hier verabschiedete sich Herny mit den Worten:
Thomas, I prepare some food for you
Ich bat ihn freundlich darum, mich hier bitte nicht zu vergessen und wieder abzuholen. Dann machte er sich auf den Weg und verschwand hinter den Felsen.
Die nächsten 30 Minuten verbrachte ich dann ganz allein in der wunderschönen Bucht. Zeit genug, sich die massiven Felsen im Detail anzuschauen und einige weitere Fotos zu schießen.
Passend zur Mittagszeit kam Henry dann zurück und hatte zwei voll gepackte Teller in der Hand.
Was für eine Überraschung. Gut, ich hatte zuhause das Video zur Anse Marron Tour gesehen und wusste, dass ich nicht verhungern werde 😉
Die Mango war fantastisch, eine riesen Unterschied zu Mangos die man in deutschen Supermärkten kaufen kann. Auch die Bananen waren süßer und leckerer als alle die ich bisher gegessen habe. Dazu gab es noch gebackene Bananen in einem Teigmantel, sowie Thunfisch und Schinken in Blätterteig (Samosas). Henry meinte, die Tagesaufgabe besteht nun darin, den Inhalt des Tellers restlos aufzuessen.
Anse aux Cedres
Nach fast zwei Stunden Essen und Relaxen in der Anse Marron, ging es dann weiter Richtung Westen. Quer durch den tropischen Regenwald. Henry sagte, der schwierigste Teil der Reise liegt nun hinter uns, es kommen keinen Felsen mehr.
Jedoch mussten wir vorbei an der Anse aux Cedres, wo dann doch wieder einige Felsen aus uns warteten 🙂
Anse Pierrot
Nicht zu vergessen war auch die Brücke aus Korallen, an der Anse Pierrot.
Hier mussten wir dann auch die Turnschuhe ausziehen. Meine Kamera sollte ich sicher im Rucksack verstauen. Der restliche Weg führte durchs Meer, vorbei an den Felsen und über Korallen.
slippery!
Bilder im Wasser gibt es leider keine. Ich bin aber sehr froh, dass die Kamera die 500 Meter durchs Wasser unbeschadet überstanden hat, denn wasserdicht verpackt war sie nicht. Einige Wellen waren so hoch, dass ich den Rucksack gerade noch über meinem Kopf halten konnte, und mit 1,91 Meter bin ich nicht wirklich klein.
Angekommen an der Küste mussten wir noch einige kleinere Felsen überqueren.
Anse Source D’Argent
Schließlich erreichten wir wieder die Zivilisation, die an einem ganz normalen Badetag am weltberühmten Strand aus der Barcardi Werbung, der Anse Source D’Argent badete.
Nach rund fünf Stunden endete die Tour gegen 14 Uhr an der Anse Union. Happyhour auch bei den Riesenschildkröten 😉
Für alle Freunde des GPS-Trackings habe ich die gesamte Tour zur Anse Marron aufgezeichnet. Hier der Link zur Karte in Google Maps.
Fazit
Es war großartig. Ich kann La Digue allgemein und die Tour zur Anse Marron im Speziellen sehr empfehlen. Für 600 Rupien (rund 40 EUR) hat mich Henry Bibi während der gesamten Tour begleitet. Im Vergleich zur Tour mit Robert Agnes, der die Wanderung zum gleichen Preis anbietet, konnte ich so das Tempo selbst bestimmen. Ich musste mich nicht nach der Gruppe richten, die an diesem Tag für die gleiche Wanderung mehr als zwei Stunden länger gebraucht hat.
Ich kann natürlich nicht garantieren, dass Henry Bibi die Tour stets in Privatbegleitung durchführt. Seine Angebote sind aber (bisher) weniger stark umworben. Für mich war die Wanderung mit ihm eines der Highlights der Reise. Also setzt euch mit Henry in Verbindung, z.B. via Facebook oder per E-Mail.
Hat euch mein Bericht gefallen? Habt ihr ähnliches erlebt oder seid die selbe Tour gewandert?
Über euer Feedback würde ich mich freuen.
2 Kommentare
Hallo Thomas,
da wir selbst in 2 Tagen nach La Digue fliegen, sammle ich mit Begeisterung Informationen. Wir haben dieselbe Tour mit Gerard gebucht, ich bin sehr gespannt. Danke für den Informativen und schön bebilderten Beitrag. LG,
Hallo Elke,
in zwei Tagen geht es schon los? Na dann viel Freude auf den Seychellen! Die Tour auf La Digue wird mit Sicherheit eines der Highlights der Reise werden.
Viel Spaß und alles Gute 🙂
Gruß
Thomas