»Ein Ort, der an Idylle kaum zu überbieten ist«, heißt es auf der offiziellen Webseite von Alpbach. Und ja, das kann ich absolut bestätigen! Nicht ohne Grund wurde Alpbach zum schönsten Dorf Österreichs gekürt, obwohl der Mai 2024 von reichlich Regen überschattet war. Doch bekanntlich gilt: Bei schlechtem Wetter entstehen die besten Fotos. In diesem Beitrag zeige ich dir, wie Alpbach abseits der bunten Postkartenmotive aussehen kann: mystisch, wild und voller Dynamik. Lass dich von einer anderen Seite verzaubern und entdecke die geheimnisvolle Schönheit, die oft im Verborgenen liegt.
Wanderung auf dem Alpbacher Höhenweg
Ungläubig blicke ich aus dem Fenster unseres Ferienhauses. Die Berge sind fast vollständig von tiefhängenden Wolken verhüllt. Doch gerade das hat seinen ganz eigenen Reiz. Die Wolken scheinen die Gipfel zu umarmen, und das frische Grün des jungen Frühlings bildet einen beeindruckenden Kontrast dazu. Die Szenerie wirkt fast wie aus einem Gemälde, in dem die Natur ihre mystische und gleichzeitig beruhigende Seite zeigt. Trotz des verhüllten Panoramas kann ich mich an diesem Anblick kaum sattsehen – es ist, als würde die Landschaft eine geheime Geschichte erzählen, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
Mit ein wenig Überredung kann ich die Kinder zu einer kurzen Wanderung motivieren. Natürlich ohne das teuflische Wort „Wanderung“ auszusprechen. »Kommt Kinder, wir fahren mit dem Bus rüber nach Inneralpbach, dort wo der Spielplatz mit den vielen Tieren ist.«
Nach zehn Minuten entlang der Alpbacher Landstraße stehen wir schließlich am Ziegengehege vor dem Kinderhotel Galtenberg. Wo die Ziegen überall sind, nur nicht im Gehege. Servus!
Alpakas, Minischweine und der riesige Spielplatz tun ihr Übriges, um den Start unserer Tour um fast zwei Stunden zu verzögern. Während die Kinder vor Begeisterung kaum zu bremsen sind, kämpfe ich innerlich mit meinem Zeitplan. Zähneknirschend, aber gelassen nehme ich es hin.
Doch nun wird es Zeit aufzubrechen. Das Wetter wird schlechter: »Kommt, wir laufen zurück nach Hause.« Laufen? Mäßige Begeisterung macht sich breit. Wer mit Kindern unterwegs ist, der weiß, wie schwer es ist, den Anblick eines „öden“ Wanderwegs zu rechtfertigen.
Nach dem ersten Gemecker schafft es zumindest eine Katze am Wegesrand, die Stimmung auf Kurs zu halten, während ich mich am herrlichen Ausblick ins Tal erfreue.
Auf halber Strecke gönnen wir uns eine Pause in der gemütlichen Jausenstation Wurmhof. Überraschenderweise sind wir die einzigen Gäste, was die Atmosphäre noch idyllischer macht. Da schmeckt das Skiwasser noch besser als sonst. Der Ausblick ist atemberaubend: sanfte Hügel, saftige Wiesen und der dramatische Himmel, der sich darüber spannt.
Doch die Idylle trügt. Das Wetter kippt schnell. Die Stimmung am Himmel wird bedrohlich. Und bis Alpbach ist es noch eine Stunde zu Fuß. Wir müssen los. Jetzt!
Zu spät. Kaum fünf Minuten unterwegs, und schon holt uns das Wetter ein. Plötzlich bricht ein Regenschauer über uns herein, gefolgt von erbsengroßen Hagelkörnern, die unerbittlich auf uns niederprasseln.
Wir schauen uns hastig um, als der Regen stärker wird: »Los, schnell, rennt! Da rüber!« Ohne zu zögern, sprinten wir los und flüchten unter das schützende Vordach eines Hauses. Das Prasseln der Hagelkörner auf dem Dach klingt wie ein Trommelwirbel.
Anders als in Deutschland begegnet man uns hier freundlich. Es wird kein Hausfriedensbruch unterstellt. Die nette Dame des Hauses bietet uns sofort Unterschlupf. Eine sehr gemütliche Hütte. Der Kamin läuft. Sie sitzt an einem alten Schreibtisch, mit zahlreichen Büchern und ihrem Laptop. „Homeoffice?“, frage ich. Sie lächelt und sagt: „So ähnlich.“ Von ihrer Terrasse aus beobachten wir das Wetter, was sich schnell wieder beruhigt hat.
Nach zehn Minuten, als der Regen nachlässt, setzen wir unseren Weg fort. Der Blick in die Ferne nach Alpbach kündigt bereits den Sonnenuntergang an. Die Wolken ziehen sich zurück und der Himmel beginnt in den schönsten Farben zu leuchten.
Doch am Ende wird es ein Lauf gegen die Wetteruhr. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig zurück in die Ferienwohnung, bevor das Gewitter seinen Höhepunkt erreicht. Blitz, Donner und Hagel. Falls du diesen Beitrag am großen Computerbildschirm liest, erkennst du sogar die Blitze im Fenster.
Vom Balkon fotografieren
Gern würde ich noch mehr Fotos aus Alpbach zeigen, doch es gibt die Momente, in denen der Regen so stark ist, dass man zur Motivjagd auf den Balkon ausweichen muss. 15 m breit, inklusive Dach darüber. Der ideale Schauplatz zur Schlechtwetterfotografie.
Wichtig an dieser Stelle: Ein Objektiv mit langer Brennweite, um die Details in und um Alpbach einfangen zu können.
So kann man mit 200 mm Brennweite wunderbar rüber zum Wiedersbergerhorn fotografieren. Sogar die Seilbahn sieht man fahren.
Besonders schön: die Wolken, die sich wie Zuckerwatte über das saftige Grün schieben. Eine gute Gelegenheit, den ein oder anderen Zeitraffer aufzunehmen:
(Leider) Zeit für die Abreise
So schnell wie die Wolken ziehen, so schnell war die Woche in Alpbach leider auch schon rum. Mit dem Wetter waren wir ein wenig gestraft, haben aber das Beste daraus gemacht. Am letzten Abend konnten wir die Blaue Stunde mit einem nahezu wolkenfreien Himmel genießen.
Und am Abreisetag? Klar, da war dann natürlich herrliches Wetter. Ideal, um nach Hause zu fahren und diesen Blogbeitrag zu beenden. 😊
3 Kommentare
Hallo Thomas,
wieder ein herzerfrischender Blogeintrag!
Wir waren Anfang Juni ganz in der Nähe, in Wildschönau! … dort war es auch schön :-))
Auch das Wetter war vielleicht ein wenig schöner, nur zwei Tage verregnet.
Freue mich schon auf deinen nächsten Eintrag!
Grüße aus Naumburg
Udo
Hallo Udo!
Danke für dein Feedback. Wenigstens einer, der sich meldet 🙂
Freut mich, dass du mit dem Wetter mehr Glück hattest. Sogar in der Nachbarschaft. In der Wildschönau ist es auch sehr schön. Sagt ja schon der Name. Dort waren wir zuletzt vor 4 Jahren. Da hatte ich mich auf die Astrofotografie konzentriert, als die Kinder im Bett waren 😉
(5 Fotospots für die Milchstraße in der Wildschönau )
Wir lesen uns im nächsten Beitrag. Da geht die Reise auf Rügen weiter.
Bis bald!
Grüße nach Naumburg, unsere Fahrradstrecke 🙂
Thomas
Berge lohnen sich immer 🙂 Danke für den Kurzausflug in die Alpen. Solltet ihr auf Ziegen stehen, die auf Bäume klettern, kann ich euch Marokko empfehlen. 🙂
https://futzipelz.de/wie-ich-meine-polizei-strafe-mit-vokabeln-zahlen-konnte/#gallery-5
Vielleicht seid ihr auf eurer abenteuerlichen Wanderung ja bei einer Autorin untergekommen? So stelle ich mir meinen Arbeitsplatz zumindest vor, sollte ich einmal ein Buch schreiben.
Und tatsächlich am Notebook kann man den Blitz sehen.
Beste Grüße
Futzipelz