Irgendwann musste der Tag kommen: Meine Drohne ist abgestürzt. An der Madonna della Corona in Italien. Ein echtes „Corona“-Opfer sozusagen. Wie es dazu kam, erfährst du im heutigen Blogbeitrag. Und für alle Leser mit einer besonderen Vorliebe für Schadenfreude gibt es sogar das tragische Video vom Absturz. Viel Spaß beim Zuschauen 🙂
Ausflug zur Madonna della Corona
Vor zwei Wochen waren wir am Gardasee. Bei wechselhaftem Wetter haben wir uns zu einem kleinen Ausflug in die Berge entschlossen, genauer gesagt nach Spiazzi, etwa 30 Minuten vom Gardasee entfernt. Unser Ziel: die Wallfahrtskirche Madonna della Corona, die wie ein Schwalbennest in 773 Metern Höhe in einer steilen Felswand hängt. Ein wirklich traumhaftes Motiv für Fotografen.
Verwirrung auf dem Weg zur Kirche
Vom kostenlosen Parkplatz Parcheggio machten wir uns auf den Weg. Oberhalb der Kirche beginnt der Wanderweg, und laut Beschreibung sind es nur 10 Minuten Fußweg. Das schaffen wir, dachten wir – auch wenn es nur 7 Grad hatte und zu regnen begann. Es lohnt sich bestimmt!
Es ging über zahlreiche Treppen bergab – und dann wieder bergauf. Doch wo ist die Madonna della Corona? Sind wir falsch abgebogen? Hätten wir am Anfang des Weges nach links gehen müssen? Stand da nicht ein Schild mit „Cathedral“? Wir schauen uns ratlos um. Google Maps wird konsultiert. Hmm.
»Lasst uns umdrehen, wir sind hier falsch«, sage ich. Mäßige Begeisterung macht sich breit. »Müssen wir jetzt wieder die ganzen Treppen hoch?«, fragen die Kinder. »Müssen wir.« Nützt ja nichts. Nach 10 Minuten stehen wir wieder am Ausgangspunkt. Diesmal gehen wir den Weg nach links und folgen dem Schild. Nach etwa 200 Metern sagt meine Tochter: »Hier waren wir doch schon!« Tatsächlich. Wir sind im Kreis gelaufen und stehen wieder genau dort, wo wir vor 10 Minuten ratlos auf das Smartphone gestarrt haben.
Durchnässt und halb erfroren blicken wir uns um. So schwer kann das doch nicht sein, oder? Wir laufen die Runde erneut und sehen plötzlich durch die Bäume einen Bus, der einen kleinen Weg hinab fährt. »Das muss der Wanderbus sein. Los, hinterher!«
Wir finden einen Abzweig, der uns über Treppen weiter nach unten führt. Und dann sehen wir sie: die Madonna della Corona. Während sich meine Frau und die Kinder klatschnass in die Bar Al Santuario vor der Kirche flüchten, hole ich meine Kamera heraus.
Ich folge dem Wanderweg, in der Hoffnung noch weitere interessante Fotostandorte zu finden. Da nun der Regen immer stärker wird, gebe ich auf und flüchte ebenfalls in das kleine Restaurant. Meine Familie und eine heiße Zitrone warten bereits auf mich.
Nachdem unsere Sachen ein wenig getrocknet sind, besichtigen wir die Kirche von innen. Wunderschön. Mitten in den Felsen gebaut. Wahnsinn. Aber fotografieren leider verboten.
Drohnenflug an der Madonna della Corona
Meine Frau und meine Tochter machen sich durchgefroren auf den Rückweg zum Auto. Ich will aber unbedingt noch schnell ein Foto mit der Drohne machen. Mein Sohn begleitet mich, obwohl der Regen immer stärker wird. Zum Glück macht meiner DJI Air 2S das nichts aus.
Wir suchen einen geeigneten Startpunkt, wo keine Menschen in der Nähe sind, und finden eine kleine Nische entlang des Wanderweges, deutlich oberhalb der Kirche. Drohne raus, Motoren an. Kurz aufs GPS-Signal warten. »The home point has been updated, please check it on the map.« Sehr gut. Takeoff!
Ich fliege 200 Meter nach vorne und dann etwa 100 Meter nach unten. Da ist sie: die Madonna della Corona. Ein herrliches Motiv. Aus der Luft sieht sie noch beeindruckender aus. Die massiven Felsen, die Tiefe – es gefällt mir so gut, dass ich gleich in den Videomodus wechsle. Ich fliege noch 50 Meter rückwärts, um die Landschaft besser ins Bild zu bekommen.
Doch frontal auf die Kirche zu schauen ist nicht der Winkel, den ich haben wollte. Sie muss seitlich ins Bild. Ich starte das Video und beginne, während der Aufnahme einen Schwenk zu machen. Fast 180 Grad.
Geblendet vom Anblick, mit frierenden Händen bei strömendem Regen, passiert es dann: das, worauf du gewartet hast.
Video vom Absturz der Drohne
Der Schock sitzt tief. Nach nur 1:37 Minuten ist die Drohne abgestürzt.
Wie konnte das passieren? Nach fast 10 Jahren als Drohnenpilot. Ich bin bei heftigem Sturm an der Rappbodetalsperre im Harz geflogen, bei Minusgraden auf 2.400 Metern Höhe nach einer Zeltnacht in den Alpen, über dem offenen Meer auf den Lofoten und in den felsigen Abgründen der Färöer-Inseln. Nie ist etwas passiert. Bis heute …
Die Bergung der Drohne
Aber ein wenig Hoffnung bleibt. Finden wir die Drohne? Ist sie vielleicht nur leicht beschädigt?
Sofort öffne ich die DJI Fly App und klicke auf „Meine Drohne finden“. Der letzte bekannte Standort wird auf der Karte angezeigt. Doch wo genau ist sie abgestürzt? Ich zoome in die Karte, aber ich habe keinen Handyempfang. Kein 5G, kein LTE. Auch das noch! Aber in der Straßenansicht von Google Maps erkenne ich, dass die Drohne auf einem Wanderweg abgestürzt sein muss – also nicht im Abgrund!
»Los, Papa, wir müssen sie finden!«, ruft mein Sohn. »Ja, lass uns zur Kirche runtergehen, vielleicht finden wir sie.« Mit dem DJI-Controller in der Hand rennen wir los. Es regnet in Strömen. Wir folgen dem Wanderweg für etwa 800 Meter, bis wir zu einem verschlossenen Tor kommen. »Mist, da kommen wir nicht durch.« Aber es scheint einen anderen Weg zu geben. »Bei der Bushaltestelle!«, rufe ich. Wir laufen weiter, kreuzen den Weg und finden schließlich die Absturzstelle. Sie liegt genau dort, wo ich vorhin nach einem alternativen Fotostandort gesucht hatte.
Ich aktiviere das „Piepen und Blinken“ der Drohne in der DJI-App. Und ja, da ist sie. Sie liegt auf dem Rücken, mitten auf dem Weg, mit nach oben geklappten Flügeln. Ein trauriger Anblick.
Aber wenigstens haben wir sie geborgen. So konnte ich zumindest das Video vom Absturz retten – um diesem Blogbeitrag einen Sinn zu geben 🙂
Der Schaden an der Drohne
Als wir am Abend wieder in unserer Ferienwohnung angekommen sind, analysiere ich den Schaden. Das Gehäuse ist beschädigt. Die obere und mittlere Schale sind seitlich gebrochen.
Auch der Akku ist beschädigt und lässt sich nicht mehr ausschalten. Ansonsten scheint alles zu funktionieren. Die Drohne lässt sich starten, die Motoren laufen einwandfrei. Sie fliegt sogar noch!
Lediglich der Gimbal hat wohl einen Schlag abbekommen. Die Kamera bleibt nach rechts gerichtet stehen, scheint aber ansonsten fehlerfrei zu funktionieren.
Der Versuch, den Gimbal neu zu kalibrieren, ist allerdings gescheitert.
Macht eine Reparatur Sinn?
Es gibt diverse Firmen, die sich auf Drohnen-Reparaturen spezialisiert haben. Bereits am nächsten Tag stelle ich einen Reparaturantrag, sende Fotos und beschreibe den Schaden. Nach einem ersten Telefonat mit der Firma wird jedoch schnell klar: Die Reparatur lohnt sich nicht. Die Oberschale kostet 70 €, die Mittelschale stolze 240 €. Besonders bei Letzterer ist der Austausch sehr aufwendig.
»Es ist, als würden Sie bei einem Auto die komplette Karosserie austauschen. Sie müssen den Motor und das gesamte Innenleben aus- und wieder einbauen“, erklärt mir der freundliche Mitarbeiter am Telefon. „Und wenn dann auch noch der Gimbal dazukommt, lohnt sich die Reparatur wirtschaftlich nicht mehr.«
Zusätzlich ist der Akku ebenfalls defekt, was weitere 100 € kosten würde. Ich erhalte jedoch das faire Angebot, die Drohne für 570 € gegen eine nagelneue, baugleiche DJI Air 2S einzutauschen.
Da jedoch gerade die neue DJI Air 3S auf den Markt gekommen ist, nehme ich das Angebot nicht an. Da verkaufe ich die Air 2S lieber als Ersatzteilspender bei eBay und investiere in das neue Modell 🙂
Fazit
Dumm gelaufen, 100 % eigenverschuldet. Nach 47 Flügen seit Juli 2021 hat meine DJI Air 2S ihren letzten Flug hinter sich.
Aber das Bastelfieber hat mich gepackt! Ich werde versuchen, die Reparatur in Eigenregie durchzuführen, zusammen mit einem Arbeitskollegen. Die passenden Ersatzteile habe ich bereits bestellt. Mal schauen, was sich retten lässt 🙂
4 Kommentare
Hallo Thomas!
Nein, bestimmt keine Schadenfreude! Bisher habe ich noch nicht über die Anschaffung eines solchen Fluggerätes nachgedacht, schon, weil der Preis für was Ordentliches doch sehr hoch liegt.
Ich habe zwei Fragen – wo in Italien liegt diese Madonna della Corona? Und was muss man für so eine Drohne hinlegen?
Viele Grüße und Erfolg beim Basteln Volker
Hallo Volker,
die Madonna della Corona liegt im kleinen Örtchen Spiazzi, in der Provinz Verona. Etwa 30min östlich vom Gardasee.
Hier der Link zum Wikipedia-Artikel: https://de.wikipedia.org/wiki/Madonna_della_Corona_(Veneto)
Die Preise für Drohnen variieren je nach Größe und Ausstattung. Mittelklasse-Drohnen wie meine DJI Air 2S kosten aktuell ca. 850€
Der Nachfolger, die gerade erschienene DJI Air 3S, gibt es ab 1.099€.
Wenn du dich für Drohnen interessierst, dann informiere dich am besten auf der DJI-Webseite: https://www.dji.com/de
Gruß
Thomas
Ich drücke dir die Daumen, dass die Reparatur gelingt und du bald wieder fliegen kannst. Von Zeit zu Zeit gibt so eine Drohne einem doch eine ganz besondere Perspektive.
Danke Futzipelz, werde mich nächste Woche ransetzen.
Die Teile sind heute schon angekommen.