Die Insel Rügen ist ein Paradies für Fotografen, und der Südstrand von Göhren bietet einige versteckte Schätze. Heute möchte ich dich zur Schwedenbrücke entführen – ein unscheinbarer, aber faszinierender Ort, der sich perfekt für außergewöhnliche Fotos eignet.
Fotoplanung am Südstrand: Wo Romantik auf Realität trifft
Der Südstrand von Göhren ist weit entfernt von den Postkartenbildern tropischer Paradiese. Statt kristallklarem Wasser erwartet dich hier die wilde Ostsee, die an manchen Tagen trüb und unruhig ist. Doch gerade diese rauen Bedingungen bieten die Chance auf einzigartige Fotos. Bei meiner Ankunft war das Erste, was mir auffiel, der wenig besuchte Strand – ideal, um in Ruhe zu fotografieren. Lediglich ein paar Schnecken sind hier anzutreffen. Im FKK-Bereich. Natürlich passend gekleidet: als Nacktschnecken.
Während meine Frau und die Kinder den Südstrand unsicher machen, checke ich den Sonnenverlauf mit PhotoPills. Schließlich sind wir zum Fotografiere hier:
Leider wird der Sonnenaufgang durch eine 60 Meter hohe, bewaldete Landzunge verdeckt. Das sog. Nordperd, was zugleich den östlichsten Punkt der Insel bildet. Und wenn man Richtung Osten aufs Meer schaut, wird klar: einen Sonnenuntergang gibt es hier ebenfalls nicht. Nicht die besten Voraussetzungen, aber auch eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle.
Auf der Suche nach der perfekten Komposition
Neben den typischen Motiven wie Steinen und Findlingen im Wasser, die mit ein paar Wolken im Hintergrund beeindruckende Bilder ergeben, suchte ich nach einer interessanteren Komposition.
Am Strand fanden sich zahlreiche Äste, die als natürlicher Rahmen genutzt werden können.
Doch während ich durch den Sucher meiner Kamera blickte, wurde ich plötzlich von meinem Sohn unterbrochen, der mir ein seltsames Wesen zeigte. »Papa, was ist das?«
Google muss helfen. Glubschaugen und ein breites Maul. Eine Schwarzmundgrundel? Könnte passen. Scheint eine Plage an der Ostsee zu sein. Weiß jemand von euch mehr darüber?
Doch Fische stehen heute nicht auf dem Speiseplan. Wir sind zum Fotografieren hier!
Die Schwedenbrücke im Fokus: Eine fotografische Herausforderung
Der Moment, auf den ich gewartet hatte, war endlich da: Der perfekte Sonnenuntergang kündigt sich an. Leider nicht über der Ostsee. Die Sonne geht direkt hinter unserem Ferienhaus in der Hövtstraße unter.
Doch davon lassen wir uns nicht unterkriegen. Ein wenig Streiflicht wird die Schwedenbrücke schon abbekommen.
Also schnell. Auf, auf! Das Licht ist nur von kurzer Dauer. Zum Glück sind es nur wenige Minuten zum Strand. Ein kleiner Weg führt über eine Anhöhe. Tor auf und los:
Ich folge dem Pfad über die Wiese. Die Ostsee fest im Blick. Der Weg bildet eine wunderbar führende Linie zum Strand.
Hinter mir tummeln sich zahlreiche Schafe. Eine ganze Herde, die lautstark auf sich aufmerksam macht. Der Ausblick ist wirklich herrlich. In echt sogar viel schöner, als es auf den Fotos wirkt. Solche Situationen kennst du sicher aus eigener Erfahrung.
Die Stimmung in den Wolken macht Hoffnung auf ein wenig Restlicht am Strand. Versucht habe ich es mehrfach, doch die letzten Tage waren verregnet und grau, was hier oben eine ganz andere Stimmung gezaubert hat:
Auch interessant, aber heute wollen wir lieber die Sonne genießen. Ich schaue nochmal kurz zurück zum Ferienhaus und genieße den Sonnenstern, den mein neues Objektiv zaubert:
Nach drei Minuten erreiche ich den Südstrand. Farbe im Himmel! Zumindest ein wenig.
Jetzt schnell zur Schwedenbrücke, denn sie ist mein Zielfoto für heute. Das Stativ baue ich im Gehen auf, um keine Zeit zu verlieren.
Und dann beginnt die Suche nach der Komposition. Zunächst der Klassiker: das Selfie! Heute mit gelber Jacke.
Leider ist von der Schwedenbrücke nicht mehr viel übrig. Die schwedische Regierung erbaute hier 1813 eine Holzbrücke auf zehn in See führenden Steinhaufen. An dieser Brücke ankerten bis 1859 Losenboote für eine schnelle Anfahrt zu den wartenden Segelschiffen. Heute tummeln sich hier nur noch die Vögel auf den Steinen.
Zum Fotografieren dennoch sehenswert. Wären da nicht die üblichen Probleme. Wohin mit dem Stativ? Ich sehe den Wald vor lauter Steinen nicht. Weiter links? Mehr nach rechts? Etwas tiefer? Oder doch höher?
Und zack! Ist das Licht weg.
Am nächsten Tag kehre ich zurück, diesmal vorbereitet und entschlossen, es besser zu machen. Mein Stativ positioniere ich direkt auf den Steinen.
Doch das Wetter spielte nicht mit, und ich entschied mich für eine Schwarz-Weiß-Version meiner Aufnahme, um die fehlende Lichtstimmung zu kompensieren. Eine gute Alternative?
Die dritte Runde: Geduld zahlt sich aus?
Wie sagt man so schön? Aller guten Dinge sind drei. Also wagte ich am folgenden Tag einen weiteren Versuch.
Aber erneut war das Licht nicht auf meiner Seite. Wieder stellte sich die Frage: Wo platziere ich das Stativ? Die perfekte Komposition zu finden, bleibt eine Herausforderung, die auch nach über zehn Jahren Fotografie nicht einfacher wird.
Nur der Reiher auf dem letzten Stein, ist die tägliche Konstante im Bild.
Fazit: Fotografieren heißt auch, Misserfolge zu akzeptieren
Die Schwedenbrücke in Göhren ist ein beeindruckender Ort, der trotz seiner Einfachheit eine Vielzahl von fotografischen Möglichkeiten bietet. Auch wenn das perfekte Bild manchmal unerreichbar scheint, ist es wichtig, dranzubleiben und aus jeder Erfahrung zu lernen. Fotografie erfordert nicht nur technisches Können, sondern auch Kreativität, Geduld und die Fähigkeit, sich an wechselnde Bedingungen anzupassen.
Wenn ihr also das nächste Mal auf Rügen seid, solltet ihr euch die Schwedenbrücke nicht entgehen lassen. Und falls ihr Tipps habt, wie man diese Location noch besser in Szene setzen kann, lasst es mich gerne in den Kommentaren wissen!
5 Kommentare
Hallo, sehr schöne Aufnahmen. Wir waren in Rostock zu Hanse Sail / HP. Jens.
Hallo Jens,
na dann hättet ihr doch gleich mit dem Segelboot von Warnemünde bis Rügen schippern können 😉
Ich hätte euch zur Not mit der Luftmatratze an der Schwedenbrücke abgeholt 🙂
Toller Bilder. Das zeigt mir wieder einmal, man muss nicht unbedingt in die weite Ferne reisen, um tolle Landschaften sehen zu können. Deine Aufnahmen haben mir Lust auf die Ostsee gemacht 🙂
Danke für die Infos zu Schwedenbrücke. Das wusste ich nicht. Mh … vielleicht bin ich Team Farbe 🙂 Aber auch die Schwarzweiß-Bearbeitung sieht nicht schlecht aus.
Grüße
Futzipelz
Hallo Thomas,
es war wieder erheiternd Dir zu folgen und Deine Erfolge und Misserfolge mit zu erleben. Besonders, dass Du die Misserfolge und Herausforderungen nicht verschweigst, ist tröstlich. Nachvollziehen kann es auch nur der, der sich mit oft mit der Kamera auf die Pirsch nach gut oder besonderen Bildern macht!
Herzlichste Grüße
Udo
Hallo Udo,
vielen Dank, freut mich dass es dir (wieder) gefallen hat.
Den Umgang mit Rückschlägen, Misserfolgen und Niederlagen finde ich wichtig; bei der Landschaftsfotografie gehören sie einfach dazu. Die (scheinbar) perfekte Welt wird ja bereits millionenfach auf Instagram geteilt …
Gruß
Thomas