Es ist nachts 02:03 Uhr. Statt im Zelt sitze ich am Schreibtisch. Und suche nach einem hippen Einstiegssatz für diesen Beitrag. Ein Zitat. Irgendwas mit Harz-Camping. Doch wozu? Nur um dir die kommenden Zeilen schmackhaft zu machen? Nö! Heute mal nicht.
Das hier ist mein 100. Blogbeitrag. Ein Meilenstein. Und den möchte ich meinem kleinen Sohn widmen. Nicht um das Herz der weiblichen Leser zum Schmelzen zu bringen — was natürlich ein Leichtes wäre. Nein! Einfach weil ich zeigen möchte, dass man für das große Abenteuer nicht um die halbe Welt reisen muss. Oft liegt es direkt vor der Haustür. In meinem Fall der Harz. Nothing special; und dennoch besonders.
So. Nun sind wir doch wieder beim fehlenden Einstiegssatz. Mit zeitlichem Verzug. Aber bekanntlich gilt: Ich schweife in meinem Blog mehr ab als der kleine Neo weiß. So heißt natürlich nicht mein Sohn. Gemeint ist der Komet Neowise. Aber kommen wir lieber zum Punkt. Auch wenn Sterne durch die Erdrotation beim Fotografieren ebenfalls abschweifen.
Worum geht es in diesem Beitrag?
Heute nehme ich dich (mal wieder) mit in den Harz. Zum Campingplatz am Schierker Stern, wo wir idyllisch unser Zelt aufstellen werden. Mitten im Wald. Es wird dir gefallen. Rote Holzhütten. Schlittenhunde. Alles erinnert ein wenig an Skandinavien.
Natürlich geht es auch um Fotografie. Vom Campingplatz ausgehend, werden wir drei Fotospots rund um den Ort Schierke abklappern. Wir wandern zur Feuersteinklippe, fotografieren die Holzkirche in Elend und natürlich auch die Brockenbahn. Ein Mikro-Abenteuer an einem Wochenende. Für Kinder, für Eltern, für jeden der Freude an der Natur hat.
Kleiner Fun Fact: Ich habe mir einen Roller gekauft. Hat nichts mit Fotografie zu tun, steigert aber das Abenteuer-Feeling. Vor allem wenn man mit seinem Sohn auf Tour geht. Und in den Roller passt eine Menge Gepäck rein: Der Foto-Rucksack. Das Zelt. Zwei große Schlafsäcke. Isomatten und alles was man sonst noch braucht: Salzbrezeln z.B. 🙂
Auf gehts zum Camping in den Harz!
Harz-Camping am Schierker Stern
Die Zeitschrift GEO hat kürzlich (okay, es ist fünf Jahre her) zehn sensationelle Zeltplätze in Deutschland vorgestellt. Mit dabei — völlig zu recht — ist der Campingplatz am Schierker Stern. Am Fuße des Brockens ist er der höchstgelegene Campingplatz im Harz. Er befindet sich kurz vorm Ortseingang Schierke, direkt an der Abfahrt nach Elend. Ganzjährig geöffnet ist er ein idealer Ausgangspunkt für Harz-Abenteurer.
Der Campingplatz bietet Stellplätze für 40 Wohnmobile und etwa 30 Bergzelte. Im Hauptgebäude befindet sich ein Gemeinschaftsraum mit Küche. Die Sanitäranlagen sind sehr sauber. Es gibt sogar eine finnische Faßsauna. Und kostenfreies WLAN, für alle die vergeblich nach LTE-Empfang im Harz suchen 😉
Zelten auf dem Campingplatz am Schierker Stern
Wir waren bereits 3x am Schierker Stern zelten. Es ist wunderschön. Zwischen riesigen Bäumen. Mit Blick zum Brocken. Mitten in der Natur. Kein Massentourismus.
Aber Achtung: Fürs Zelten ist eine Vorbestellung leider nicht möglich, weil der Zeltplatz nicht parzelliert ist. Wer auf Nummer sicher gehen will, der reist gegen 13 Uhr an, um einen Stellplatz zu ergattern. Wobei das Limit eher der Parkplatz fürs Auto ist, nicht der Platz fürs Zelt. Klarer Vorteil für Rollerfahrer.
Die skandinavischen Hütten
Wer es bevorzugt in einem Bett zu schlafen (z.B. deine Frau, die leider nicht aufs Zelten steht?), kann eine der beiden skandinavischen Holzhütten mieten. Für 25 EUR pro Nacht (+ 5 EUR pro Person). Ausgestattet sind sie mit zwei Doppelstockbetten und einer kleinen Terrasse mit Sitzecke. Die Hütten sind elektrisch beheizbar, eignen sich also auch in den kälteren Jahreszeiten (#frostbeule). Soweit ich weiß, kann man die Hütten aber nur mit einem Mindestaufenthalt von 3 Nächten buchen.
Die Schlittenhunde
Für das letzte Quäntchen Norwegen-Feeling sorgen die Schlittenhunde, im Gehege neben den Holzhütten. Sie sind sehr zahm (so lange man nicht zu ihnen ins Gehege steigt) und lassen sich streicheln. Eine echte Attraktion für Kinder.
Doch wir sind nicht nur wegen dem Campingplatz hier. Wir wollen im Harz fotografieren gehen. Genau das machen wir jetzt auch.
Fotospots in der Region Schierke
1. Die Holzkirche in Elend
Rund zwei Kilometer vom Campingplatz entfernt liegt die Holzkirche in Elend. 1897 gebaut, steht sie auf einer großen Wiese, neben zwei uralten Eichen. Mit 5×11 Metern Fläche soll sie die kleinste Holzkirche Deutschlands sein.
Mein Sohn ist begeistert und möchte sie sofort fotografieren. Mittlerweile hat er meine Sony RX100 geerbt, weil ich stattdessen fast nur noch mit dem iPhone fotografiere (Schande auf mein Haupt). Trotzdem ist die RX100 nach wie vor eine tolle Kamera. Und ein idealer Einstieg für Kinder. Handlich, klein und leicht. Inklusive Klappdisplay und einem echten optischen Zoom.
Und damit nimmt der Ausflug einen Workshop-Charakter an. Ich erkläre meinem Sohn, dass es neben der Brennweite vor allem wichtig ist, beim Fotografieren einen passenden Vordergrund zu finden.
Und daran hält er sich. Er nimmt die Regel sehr genau! Stolz präsentiert er mir sein finales Foto […]
Statt der Kirche hat er eine Heuschrecke fotografiert (oder ist das ein Heupferd?). Gut. Nennen wir es künstlerische Freiheit 🙂
2. Die Feuersteinklippe
Ein weiterer Fotospot befindet sich rund 15 Gehminuten vom Campingplatz entfernt. Die Feuersteinklippe. Sie liegt oberhalb des Bahnhofs in Schierke, wo die Brockenbahn abfährt.
Was die Klippe mit Feuer zu tun hat, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Fakt ist aber; sie ist auf dem gleichnamigen Kräuterlikör Schierker Feuerstein abgebildet. Und der brennt ordentlich 🙂
Nachdem wir viele Fotos aus verschiedenen Winkeln geschossen haben, fragt mich mein Sohn, was wir mit all den Bildern überhaupt machen wollen.
»Naja, du kannst sie deinen Freunden zeigen. Oder auf meinen Blog hochladen. Vielleicht kauft sie sogar jemand.«
»Wie viel Geld bekommt man denn für ein Foto?«, möchte mein Sohn wissen. Wieder sind wir beim Workshop-Charakter. »Das kommt ganz auf den Zweck an«, erkläre ich ihm. »Letzte Woche habe ich eins für 50 EUR verkauft.«
»So viel? Das ist ja Wahnsinn Papa«. Er überlegt kurz, was er sich davon alles kaufen könnte. »Aber die Bilder müssen auch gut sein«, rufe ich ihm zu. Doch er hört mich nicht mehr. Das nächste Motiv kündigt sich lautstark an!
3. Die Brockenbahn fotografieren
Sie ist der Klassiker im Harz. Vor allem im Winter. Doch auch heute, wo kein Schnee liegt, ist sie ein dankbares Motiv: Die Brockenbahn. Rund um den Bahnhof Schierke bieten sich viele Gelegenheiten sie zu fotografieren.
Optimal ist, und das habe ich schon in einem anderen Blogbeitrag erklärt, sie auf dem Hinweg zum Brocken zu fotografieren. Sie wird auf dem Gipfel nämlich entkoppelt und fährt dann quasi rückwärts ins Tal. Dann ist sie weniger fotogen.
So, genug erzählt. Das Schnaufen der Bahn ist unaufhörlich laut. Gleich fährt sie ins Bild. Schnell noch den passenden Bildausschnitt gewählt. Manueller Fokus (sicher ist sicher, man weiß ja wo die Bahn ins Bild fährt). Und auf die Belichtung achten! Die Lok ist schwarz und bildet einen sehr straken Kontrast. Fotografierst du im A-Modus, wird das Bild entweder zu dunkel, oder die Belichtungszeit der Kamera wird (bei niedriger ISO) möglicherweise zu lang werden. Dann ist die Brockenbahn unscharf. Das wäre schade. Den Fehler haben wir aber alle schon gemacht. Ich gehe auf Nummer sicher und fotografiere komplett im manuellen Modus. Hier das Ergebnis.
Nach wenigen Sekunden ist die Brockenbahn wieder verschwunden. Und damit endet auch dieser Blogbeitrag.
Fazit
Wie immer bin ich vom Harz verzückt! Obwohl, oder vielleicht gerade weil ich schon so oft da war. Mit meinem Sohn, der mittlerweile ein spaßiges Alter erreicht hat, macht es doppelt Freude. Im Zelt kommen wir der Natur noch näher. Wir genießen gemeinsam den Blick zum Brocken im Abendlicht. Die Ruhe. Die saubere Luft. Das frische Grün der Wiesen. Wer einen idyllischen Campingplatz sucht, dem kann ich das Harz-Camping am Schierker Stern wärmstens empfehlen. Gerade mit Kindern ist es ein besonderes Erlebnis. Und ganz nebenbei kann man die nachfolgende Generation gleich für die Kunst der Fotografie begeistern. Wie praktisch.
Ist das nicht sogar ein gutes Stichwort? Es sind doch viele von euch in einer ähnlichen Situation. Wie wäre es mit einem Fotografen-Elterntreffen beim Harz-Camping am Schierker Stern? Mit Zelt, mit Grill und Lagerfeuer. Und einer optionalen Wanderung zum Brocken? Challenge accepted?
8 Kommentare
Hi Thomas,
danke für diesen schönen Blog Eintrag.
Mein älterer Sohn ist jetzt etwas über drei Jahre alt, letztes Wochenende haben wir das erste Mal bei uns im Garten gezeltet. Er war total begeistert.
Solltest du also tatsächlich mal so einen Workshop planen, hätte ich Interesse.
Wobei er evtl noch etwas zu klein ist. Wie alt ist dein Sohn?
Viele Grüße Jonas
Hallo Jonas,
mein Sohn ist 8, meine Tochter 6. Ich denke in der Gruppe spielt das Alter keine große Rolle. Das Abenteuer zählt 🙂
Bin gerade im Alpen-Urlaub, danach werden die nächsten Harz-Ausflüge geplant. Ich melde mich.
Gruß
Thomas
Hey Thomas,
wieder mal ein toller Blogbeitrag – und vor allem hab ich jetzt noch mehr Lust auf den Harz! Ich sollte ihn wohl unbedingt nächstes Jahr ansteuern. Hast du eine Empfehlung, zu welcher Jahreszeit man dort sein sollte?
VG! Niklas
Hallo Niklas,
wie du dir sicher denken kannst, gibt es auf diese Frage keine pauschale Antwort. Es ist wie beim Haustier: die einen mögen Hunde mehr als Katzen, ein Dritter bevorzugt Gürteltiere.
Für ein erstes Durchstreifen des Harzes eignet sich der Sommer sehr gut, weil die Tage sehr lang sind und die Temperaturen (meist) angenehm sind. Für Camping von Vorteil.
Im Herbst hat man die schöneren Farben und muss zum Sonnenaufgang nicht so zeitig aus dem Zelt krabbeln.
Im Winter lohnt sich der Harz vor allem dann, wenn Schnee liegt. Die Brockenbahn, samt Besuch des Brockenplateau sind dann dankbare Motive.
Im Frühling erwacht die Natur in frischen Farben. Die Milchstraße steckt bogenförmig am Himmel und es gibt einige dunkle Orte im Harz wo man sie gut fotografieren kann.
Aber gerade Herbst und Winter sind stark vom Wetter getrieben. Hier zahlt sich Spontanität aus. Wenn du längerfristig planen musst, würde ich lieber auf Nummer sicher gehen und erst ab Juni anreisen.
Aber alle Jahreszeiten haben ihren Reiz.
Ich sitze gerade im Hochsommer bei 14 Grad und Regen in den Alpen. Auch nicht so ganz nach Plan 😉
Gruß
Thomas
Jetzt erst diesen tollen Blog Beitrag gelesen. Ich selber habe 2 Kinder, mein Sohn ist 8 und meine Tochter 5.
meiner Großer hat meine alte Sony cypershot geerbt. Im Garten haben wir schon im Zelt und Baumhaus ūbernachtet, der Harz ist natürlich eine andere Hausnummer. So ein Vater Kind Erlebnis ist eine tolle Sache an die ihr euch beide lange erinnern werdet.
So ein Harz treffen wäre ein Highlight.
Gruß Micha
Hallo Micha,
und gerade in Corona-Zeiten sind solche regionalen Ausflüge ein echtes Geschenk.
Nur das Wetter ist momentan wenig einladend. Deshalb sollten wir ein solches Treffen wohl lieber aufs kommende Jahr verschieben. Dann hoffentlich auch ohne Maskenpflicht 😉
Gruß
Thomas
Bin über einen Eintrag auf Instagram mal wieder auf Deinem Blog gelandet und habe diesen interessanten Beitrag gelesen. Meine Söhne sind 5 und 10 mit viel Zelterfahrung. Wir wohnen zwar direkt am Harzrand (Nähe Goslar), würden aber an einem gemeinsamen Wochenende teilnehmen wenn es zeitlich passt. Dann hätte die Mama auch mal frei …
Hallo Felix,
willkommen zurück auf meinem Blog, freut mich.
Sobald wieder Normalität in dieser Welt herrscht, können wir uns gerne alle im Harz treffen. Mit den Kindern, Zelten und mit oder ohne Mamas :-p
Ich freue mich darauf.
Gruß
Thomas