Googelt man nach »Fossa«, stößt man zunächst auf die Cryptoprocta ferox: eine Raubtierart auf Madagaskar. Aber deshalb bist du nicht hier! Wir sind immer noch auf den Färöer Inseln – das hier ist der dritte Teil unseres Reiseberichts – und heute fotografieren wir den höchsten Wasserfall des Landes.
Wie kommt man zum Fossa?
Der Fossa liegt auf Streymoy, der Hauptinsel der Färöer im Nordatlantik. Von unserem Gästehaus in Gjógv sind es nur 30 Minuten Fahrt. Der Wasserfall ist direkt an der Straße und nicht zu übersehen. Das Gürteltier auch nicht.
Nur der Parkplatz wirkt befremdlich: Es passen nur 8 Autos hin. Und das reicht! Wahnsinn.
Während man im nahegelegenen Island vom Massentourismus erschlagen wird, ist man hier vollkommen ungestört. Damit hätte ich nicht gerechnet.
In Vorbereitung auf die Färöer-Reise sah es für mich eher aus, als gäbe es starke Parallelen zwischen dem Balzverhalten der Fossa-Raubkatze und dem Fossa-Wasserfall. Schließlich ist der Wasserfall eine der Hauptattraktionen der Färöer; und das zieht Touristen an, die ihre Instagram-Accounts befeuern wollen müssen.
Ich zitiere an dieser Stelle den Wikipedia-Beitrag der Cryptoprocta ferox, mit einem Erklärungsversuch (bitte nicht wundern, ich schweife gern ab):
»In der Paarungszeit legt sich das Weibchen auf einen auffälligen Ast«.
- Das ist die Freundin des Fotografen, die sich mit einer gelben Regenjacke oder einem markanten Hut, Instagram-Like vorm Wasserfall präsentiert.
»Oft wird die gleiche Stelle von mehreren Weibchen nacheinander eingenommen.«
- Bekannt unter dem Hashtag #instarepeat (falls du den Kanal nicht kennst, unbedingt anklicken!)
»Mehrere Männchen versammeln sich unter dem Baum und kämpfen teilweise heftig um das Paarungsvorrecht.«
- Das sind die Fotografen, die bewaffnet mit Dreibeinstativen den besten Platz ergattern wollen.
»Das siegreiche Männchen nähert sich dem Weibchen, wird in rund einem Viertel aller Fälle von diesem aber verjagt.«
- Weil Nahaufnahmen mit Weitwinkel unvorteilhaft für die Figur der Frau sind.
»Nach welchen Gesichtspunkten dies geschieht, ist unklar.«
Kehren wir deshalb lieber zurück zur Sachlichkeit.
Fossa: Fotografieren der unteren Ebene
Pino, mein fotografischer Reisebuddy, möchte ein Bild von sich haben, wo er in seiner roten Regenjacke vor den dramatischen Fluten steht. Episch muss es sein! Leider führt der Fossa heute nicht sonderlich viel Wasser mit sich. Wir müssen cheaten! Also krame ich das Teleobjektiv aus meinem Rucksack. Bekanntlich brauche ich es sonst nie, schleppe es aber stets mit mir rum. Doch heute ist es nützlich. Hurra!
Aber der Fossa hat mehr zu bieten. Wenn man ihn aus der Entfernung betrachtet, sieht man, dass er über mehrere Ebenen verläuft.
Unser Ziel ist die mittlere Ebene; dort kann man hinter den Wasserfall klettern, ähnlich wie beim Seljalandsfoss in Island.
Fossa 2.0: Die mittlere Ebene
Wir schauen auf die Wanderkarte am Parkplatz: Sieht machbar aus.
An sich ein kurzer Weg. Wir verpassen jedoch den Aufstieg über die Kante und verirren uns. Zweimal gehen wir zurück, in der Hoffnung den richtigen Weg zu finden. Vergeblich. Wir geben auf und fahren enttäuscht in unser Gästehaus zurück. Doch schon Rex Gildo sang:
Fossa! Fossa! Fossa! Fossa!
Fiesta, Fiesta Mexicana
Heut‘ geb‘ ich zum Abschied für alle ein Fest
Darum waren wir zum Abschied erneut am Fossa, am letzten Reisetag. Und finden den Aufstieg über die Felsen! […] der nicht ganz einfach war. Es hat sich aber gelohnt.
Erst auf der mittleren Ebene – nennen wir sie Fossa 2.0 – wird uns bewusst, was für eine beachtliche Höhe der Wasserfall hat. Hier ein exemplarisches Selfie. Ich trage übrigens prinzipiell eine blaue Regenjacke.
Aber wir wollen hinter den Wasserfall! Also folgen wir dem Rinnsal und erreichen kurz darauf den zweiten Wasserfall. Der ähnlich hoch ist. Auch hier hilft ein Selfie, die Dimension zu erahnen.
Obwohl der Fossa heute noch weniger Wasser führt, als bei unserem ersten Besuch vor ein paar Tagen, fotografiert es sich dahinter schwieriger als gedacht. Die Linse vom Objektiv wird ständig nass, von der Gischt. Ich musste das Wort erstmal googeln, um es nicht mit der »Gicht« zu verwechseln 😉
Die Höhle selbst ist recht eng, jedoch trotzdem zu groß, um sie in einem Foto vollständig aufs Bild zu quetschen. Dazu reicht selbst mein geliebtes 20-mm-Nikkor nicht aus. Was aber immer hilft, ist ein Panorama.
Auch wenn es nicht das Knallerbild geworden ist, was ich mir erhofft habe. Aber vermutlich steht man sich zu oft selbst im Weg, wenn man vom Perfektionismus befangen ist.
Fazit
Muss man gesehen haben! Da das Wetter auf den Färöern ständig wechselt, sollte man mehrfach zum Fossa fahren, bis er genug Wasser führt. Am besten nach einem Regentag. Mit einem Teleobjektiv kannst du Personen vorm Wasserfall dramatisch positionieren.
Die mittlere Ebene zu erklimmen lohnt sich. Aber Vorsicht: es ist matschig und stellenweise rutschig. Der Aufstieg über die Felskante zur zweiten Ebene ist ein wenig tricky.
Ein Ultraweitwinkel ist Pflicht, wenn man hinter dem Wasserfall fotografieren möchte. Es lohnt sich auch die Drohne mitzunehmen, weil man erst aus der Ferne die 140-Höhenmeter zur Meeresfläche bestaunen kann.
Und ich hoffe, auch wir sehen uns wieder: spätestens im nächsten Blogbeitrag!
3 Kommentare
Klasse Bericht
Ich liebe diese subtilen Anspielungen auf die Social-Media-Superfotografen. <3
Die Sehnsucht nach Anerkennung ist menschlich. Lassen wir den Social-Media-Superfotografen ihren Raum: sonst gehen mir die subtilen Randbemerkungen aus, die dir scheinbar gut gefallen 🙂