Hallstatt: Das schönste Dorf der Welt. Es war das Foto, was mich im ersten ZIELFOTO-Magazin am meisten beeindruckt hat. Der Blick über den Hallstätter See, mit den kleinen bunten Häusern am Wasser. Idyllisch! Heute bin ich selbst vor Ort.
Oder sagen wir: in der Nähe 😉
Denn die Realität ist bitter. Hallstatt ist zwar nur 15 km von unserem Ferienhaus entfernt; leider aber Luftlinie. Dazwischen liegt das Dachsteingebirge, was ich dezent übersehen habe. Also anderthalb Stunden Fahrt mit dem Auto. Läuft!
Ne, fährt.
Parken in Hallstatt – Die Probleme beginnen
11:30 Uhr. Ankunft in Hallstatt. Zwei große Parkplätze sind ausgeschildert. P1 + P2. Aber ausgebucht. Restlos. P3 auch. P4 zeigt noch 14 freie Plätze an. Als ich nach gefühlt 20 km Fahrt dort ankomme, leuchtet ein rotes »Belegt« auf. Ernüchterung macht sich breit. Ich fahre drei Mal durch beide Tunnel nach Hallstatt; rein und raus. Keine Änderung in Sicht. Am Ende parke ich fünf Kilometer entfernt an der Gosaumühle (Einkehr Stub’n) und nehme den Postbus nach Hallstatt (6 EUR Tagesticket).
Ich steige aus. Ein Vogel kackt mir auf die rechte Hand. Aus der Luft. Direkt auf meinen Ehering! »Herzlich Willkommen in der UNESCO-Welterbestätte«
Hallstatt und die Asiaten
Die romantische Lage am See teile ich mir mit den 38.431 Asiaten, die heute mit mir aus den Bussen gestiegen sind. Das gesamte Bruttoinlandsprodukt von Österreich ist hier an einem Tag in Form von iPhones und Kameras gebündelt. In einem Dorf mit 754 Einwohner. Es ist großartig. Und während ich den warmen Vogelkot vom Ehering streiche, bin ich bereits in 64 Insta-Stories und 113 WhatsApp-Nachrichten ein Hit in Fernost.
Hallstatt hat die Chinesen sogar so fasziniert, dass sie das gesamte Dorf in der rund 7100 Kilometer entfernten Provinz Guandong 1:1 nachgebaut haben. Kein Witz! Verrückt, aber wahr.
Nur die Einwohner von Hallstatt finden es weniger witzig. Und als mich ein weißer VW Polo fast umfährt, als er mit 60km/h in die Fußgängerzone donnert, kann ich den Hass der einheimischen Fahrerin deutlich in ihrem Gesicht ablesen. Aber ich bin kein Tourist. Ich bin nur ein Reisender!
An vielen Häusern finden sich Schilder mit dem Aufdruck: »Fotografieren verboten«. Meist in Englisch, damit es jeder schnallt. Überall wird darauf hingewiesen, dass Hallstatt kein Museum ist. Auch das Fliegen von Drohnen ist (natürlich) verboten.
Selbst in den Seitenstraßen sind Warnschilder aufgestellt, dass man weder die Enten füttern, noch die Fische stören soll.
Ich laufe mit gemischten Gefühlen durch Hallstatt. Mit der angedachten Idylle hat es leider nichts zu tun. Es ist einfach zu schön hier, als dass man diesen magischen Ort allein genießen kann. Beim Bäcker gönne ich mir zwei Brötchen und eine Packung Tic Tac. Nur zwei Kalorien, für 6,50 EUR. Wie bitte? Egal.
Eine Stunde ist vergangen. Ich bin auf dem Rückweg zum Bus und bestaune noch ein wenig die netten Häuschen am Wasser.
Dann schließt sich die Tür vom Postbus und ich verlasse Hallstatt, für immer?
Hallstatt: Tipps für Fotografen
»Ich habe heute leider kein Foto für dich«, würde Heidi sagen. Aber so ganz ohne Mehrwert kann ich diesen Beitrag nicht beenden.
Wo kann man in Hallstatt parken?
Wie angesprochen sind Parkplätze echte Mangelware. Du solltest auf jeden Fall zeitig da sein. Zwischen den beiden Tunneln gibt es ein paar wenige (kostenfreie) Parkplätze am Straßenrand. Insbesondere zum Sonnenaufgang würde ich genau dort parken (Nahe der Bushaltestelle). Zum Aussichtspunkt in Hallstatt an der Gosaumühlenstraße, der zwar millionenfach fotografiert, aber dennoch wunderschön ist, läufst du dann nur fünf Minuten. Ich habe dir hier eine Karte verlinkt, um es ein wenig anschaulicher zu machen.
Die beste Zeit zum Fotografieren in Hallstatt
Fotografieren in Hallstatt? Unbedingt. Besonders romantisch ist die Stimmung im Winter, wenn ein wenig Schnee auf den Dächern liegt. Aber bitte nicht am Tag! Besser man kommt zum Sonnenaufgang, wenn die Touristen noch in ihren Betten liegen. Zum Sonnenuntergang wird man von Selfie-Sticks erschlagen.
Der beste Standort zum Fotografieren
Schwer zu sagen. Eigentlich ist ganz Hallstatt per se ein Fotomotiv. Der angesprochene Aussichtspunkt von oben ist mit Sicherheit der Klassiker.
Das herrliche Foto im ZIELFOTO-Magazin von Fabian Vogl wurde aber am Ufer der Seestraße aufgenommen. Hier reicht ein leichtes Weitwinkel-Objektiv, um die Häuser am Wasser ansprechend aufs Bild zu bekommen. Nimm gern deinen ND-Filter mit, um die Oberfläche des Hallstätter Sees, der übrigens stellenweise bis zu 125 Meter tief ist, so richtig glatt zu ziehen.
Entlang der Seestraße, also der Hauptstraße durch den Ort, hat man überall die Möglichkeit die Häuser am Berg zu fotografieren. Ich habe hier unzählige Touri-Fotografen mit ihren Frauen gesehen, die die typischen Follow-Me-Bilder gemacht haben – also die Ich-reiche-dir-meine-Hand-und-du-ziehst-mich-ins-Foto-Aufnahmen. *Gähn*
Wie gesagt, sorry. Ich hatte einfach keine Lust ernsthaft zu fotografieren.
Fazit
Es lohnt sich dennoch Hallstatt zu besuchen! Bummelt gern 1-2 Stunden durch das herrliche Dörfchen, gönnt euch eine Kugel Eis und macht ein paar nette Schnappschüsse. Für ernsthafte Fotografie solltet ihr zum Sonnenaufgang vor Ort sein.
Und während ich im Auto sitze, um den Heimweg anzutreten, werde ich erneut von Touristen umlagert. Sie schielen interessiert auf mein Autokennzeichen: »HAL«. Ich steige aus und kläre sie auf, dass ich nicht aus »HAL«lstatt komme, sondern aus HALLE an der Saale.
Kommentar
Hey Ho!
Selten lasse ich Kommentare in einem Reiseblog da – was vermutlich daran liegt dass ich keine lese. Aber wie es der Zufall wollte bin ich bei der Suche nach „Lohnt sich Hallstatt“ auf diesen wahnsinnstollen Bericht von dir gestoßen lieber Thomas. Spätestens bei dem kackenden Vogel hattest du mich. Vielen Dank für die tolle Unterhaltung – ich wünschte mir mehrere derart fluffig geschriebene Reiseblogs. Ich werde mir trotzdem noch in Ruhe überlegen, ob ich mir den Graus im September als Zwischenstopp antun werde!
Grüße von einer Gleichgesinnten aus dem Ruhrpott – bitte weitermachen -Julez!
http://www.julez-on-tour.de