Du siehst Fotos von beleuchteten Zelten unter dem Sternenhimmel und denkst: Das will ich auch? Als Fotograf wird man irgendwann über das Camping in der freien Natur nachdenken müssen: für den Sonnenaufgang, die Milchstraße, den Mond, das Abenteuer. Und dann stellt sich die Frage nach der passenden Ausrüstung. Klein, leicht und dennoch kostengünstig soll sie sein. Und dann kommt die Ernüchterung.
Die Camping-Ausrüstung als Kostenfalle
Du steuerst zum Samstagmorgen hoffnungsvoll in den Outdoor-Laden deiner Stadt. Ein übermotivierter Mitarbeiter in Funktionsbekleidung begrüßt dich freundlich am Eingang. Mit seinen durchtrainierten Waden präsentiert er dir sämtliche Ausrüstung, die dein Herz begehrt. Die aufblasbare Isomatte ist klein und leicht. Sie gefällt dir auf Anhieb. Du liegst Probe, auf einem künstlich aufgeschütteten Haufen aus Kieselsteinen. Dann drehst du das Preisschild um: 249 EUR! Du liegst erneut, diesmal im geistigen Koma. Beiläufig fragst du nach einem geeigneten 1-Mann-Zelt, was natürlich erst bestellt werden muss. Zu haben schon ab 499 EUR. Besser ist das rote: ab 899 EUR, versteht sich. Dass der gute Daunenschlafsack bei 300 EUR beginnt, hattest du schon vermutet. Und am Ende hast du das Gefühl, das eine Nacht im Zelt teurer ist als eine Suite im Burj al Arab. Zuhause versuchst du auf Amazon günstige Alternativen zu finden, aber du gibst nach zwei Stunden auf. Zu schwer, zu groß, alles doof.
Ich kenne das Problem. Aber es gibt Lösungen! In diesem Beitrag stelle ich dir meine Camping-Ausrüstung vor, die locker in den Rucksack passt, ohne den Kontostand zu ruinieren.
Das Zelt
Du kennst ja den Spruch: Zelt regiert die Welt. Aber worauf kommt es wirklich an, wenn ein Fotograf nach einem Zelt sucht? Die Farbe! Wir wollen keine grünen Zelte. Wir wollen knallige Farben. Auf dem Foto soll das Zelt rausstechen: rot, orange, gelb. Ausgeleuchtet mit der Stirnlampe: oh ja!
Neben der Farbe muss auch die Form stimmen. Es soll kein langweiliges Iglu-Zelt sein. Die Form muss dynamisch zur Landschaft passen. Flach, länglich, schnittig.
Mein Zelt: GEERTOP LIBRA 20D (Naturehike)
Ich habe wochenlang nach Zelten gesucht, überall. Sehr glücklich bin ich mit meinem gelben GEERTOP LIBRA 20D, was es mittlerweile auch baugleich unter dem Label Naturehike auf Amazon gibt (Affiliate-Link). Mit der 20D Nylon-Beschichtung kostet es 35 EUR Aufpreis.
Größe: 210 cm (L) x 125 cm (B) x 110 cm (H)
Gewicht: 1,7 kg
Preis: 89,90 EUR / 125 EUR
Das Zelt hat ein recht kleines Packmaß (40 cm) und passt locker in meinem 42L-Rucksack.
(Hast du die Fliege gesehen?)
Alle Teile wirken hochwertig, die Heringe sind sehr leicht. Alles lässt sich problemlos im mitgelieferten Kompressionssack verstauen. Gutes Preis-Leistungsverhältnis.
Der Aufbau ist einfach und beginnt mit der Zeltunterlage, die ebenfalls enthalten ist.
Wenn man das Zelt nur als Requisite verwenden will (machen Fotografen ja gern mal), kann man direkt das Außenzelt drüber werfen. Dann dauert der Aufbau keine 2 Minuten und schwubs: steht das Zelt im Schnee an einem Wasserfall im Harz. (Wenn man die Heringe in den eisigen Boden bekommt :-p)
Nutzt man das Zelt tatsächlich zum Übernachten, kommt vorher noch das Innenzelt darunter. Es wird lediglich eingehangen. Klick, klick, klick … fertig.
Das Zelt ist erstaunlich groß. Mit einer Körpergröße von 1,91m kann ich aufrecht im Zelt sitzen und es passen bequem zwei Luftmatratzen nebeneinander, was man bei einer Breite von 1,25m gar nicht vermuten würde. Als 1-Mann-Zelt ist es luxuriös, eine Übernachtung zu zweit ist aber auch kein Problem. Dann muss das Gepäck aber in den »Vorraum« vom Zelt. Dort passen locker zwei große Rucksäcke und die Wanderstiefel rein.
Fotografisch relevant ist auch die Einstiegsseite. Viele Zelte lassen sich nur seitlich öffnen. Blöd nur, wenn man ein Foto aus dem Zelt schießen will, um zu zeigen wie man im Zelt liegt und den Ausblick genießt. Hier überzeugt das Zelt ebenfalls. Klare Kaufempfehlung. Es ist der perfekte Mix aus Preis, Form, Farbe, Größe und Gewicht!
Die iNeibo Camping-Luftmatratze
Isomatte / Luftmatratze? Kein leichtes Thema: weil die Auswahl so riesig ist. Das größte Problem ist aber das Gewicht: je leichter, desto teurer. Nach vielen Fehlbestellungen habe ich die für mich passende und leichte Camping-Luftmatratze von iNeibo gefunden (Affiliate-Link).
Größe: 186 cm (L) x 60 cm (B) x 8,5 cm (H)
Gewicht: 650 g
Preis: 47,89 EUR
Das Packmaß ist so klein, dass die Matte locker in den Rucksack passt.
Und warum liegt ein Smartphone neben der Luftmatratze? Weil die Matte verdammt smart ist! Sie lässt sich mit dem mitgelieferten Windsack aufblasen. Das spart die Puste und geht verdammt fix. Sack auf, Luft reinlassen, zuhalten, pressen. Klingt wie bei einer Geburt. Ist aber voll cool!
Die Matratze ist vor allem hoch genug, dass man auch mit 90 kg bequem darauf liegen kann, ohne den Boden zu berühren. Mit 1,86 cm Länge ist sie zwar ein wenig zu kurz für mich, aber die Füße sind beim Schlafen sowieso nie vollständig ausgestreckt.
Das Trekology Camping-Luftkissen
Ein nicht zu unterschätzender Komfortgewinn ist das Schlafen auf einem Kissen. Und auch dafür gibt es eine kompakte Lösung: das Trekology Camping-Luftkissen (Affiliate-Link).
Größe: 40,6 x 27,9 x 10,2 cm
Gewicht: 90 g
Preis: 12,99 EUR
Es kommt in einer attraktiven Hülle daher. Ich mag sowas. Es macht wirklich Freude, das Gummiband zu lösen und das Kissen auszupacken 🙂
Clever gelöst ist der Mechanismus zum Aufblasen. Man klickt auf einen kleinen Knopf und es kommt nur noch Luft rein, aber keine mehr raus. Will man das Kissen wieder verstauen, drück man erneut auf den Knopf, und die Luft ist in wenigen Sekunden raus.
Das Kissen hat eine dünne Stoffoberfläche und fühlt sich geschmeidig an. Kleiner Tipp: die Luft zur Hälfte rauslassen, dann liegt es sich viel bequemer. Auf diesem Foto ist es zu hart aufgepustet.
Der Schlafsack – Husky Maestro
Die wohl wichtigste Komponente ist der Schlafsack, denn nichts ist schlimmer als eine Nacht in der man frierend im Zelt liegt. Im Hochsommer mag das alles gehen, da kommt man mit günstigen Schlafsäcken bis zu einer Komforttemperatur von 10 Grad überall gut zurecht. Preislich und vom Gewicht.
In den Alpen reicht das meistens nicht aus. Im Juli waren wir im Rofangebirge am Zireiner See. Nachts waren dort -1 Grad. Und dann wird es schwierig. In Sachen Gewicht, Packmaß und Wärme liegen die Daunenschlafsäcke ganz klar in Führung. Leider ist der Preis entsprechend hoch. Was aber, wenn man nicht bereit ist, 300 EUR für einen Schlafsack zu investieren, es aber dennoch warm in den Bergen haben möchte?
Die Lösung sind Kunstfaserschlafsäcke. Ich habe mich für den Husky Maestro entschieden (Affiliate-Link).
Packmaß: 35 x 19 x 19 cm
Gewicht: 1,69 kg
Preis: 54,95 EUR
Der Schlafsack ist für Personen bis 1,95 m und besteht aus einer Hohlfaser-Füllung, mit Polyester Innenmaterial. Er ist mit einer Komforttemperatur von 3 Grad angegeben, hat mich aber mit langer Unterhose und Pullover auch bei -1 Grad kuschelig warmgehalten. Ein sehr guter Kompromiss aus Preis und Leistung.
Sachen, die man sonst noch braucht
Einen Rucksack
Klar. Irgendwo muss der Kram ja transportiert werden. Optimal ist ein 65L Rucksack, wenn Kamera, Objektive, Drohne & Co mit dabei sind. Mit meinem 42L Deuter Futura Pro stoße ich hier an die Grenzen. Aber es geht gerade noch.
Gaskocher
Man mag es kaum glauben wie lecker eine aufgewärmte Packung Instantnudeln in den Alpen schmecken kann. Oder ein warmer Tee. Ich habe mir kürzlich das Camping Kochgeschirr Set PULNDA für 20,99 EUR bei Amazon zugelegt (Affiliate-Link).
Das Teil erfüllt seinen Zweck und lässt sich in der mitgelieferten Netzhülle platzsparend verstauen. Brenner und Gaskartusche passen in die Töpfe rein!
Trinkflasche
Wichtig ist auch eine gute Trinkflasche. Es ist ziemlich uncool mit einer 1,5er PET-Flasche am Rucksack zu wandern (habe ich natürlich früher auch immer gemacht). Nun habe ich mir den uberBottle von 720°DGREE für 21,97 EUR bei Amazon gegönnt (Affiliate-Link). Ziemlich teuer für eine Trinkflasche, dafür aber BPA frei und mit einem cleveren Verschlussmechanismus. Fühlt sich gut an. Würde ich wieder kaufen das Teil.
Beleuchtung
Sobald es dunkel wird und man mit der Stirnlampe rumläuft, wünscht man sich irgendwann auch Licht im Zelt oder am Boden. Sehr gelungen finde ich die Suaoki LED Laterne für 11,99 EUR (Affiliate-Link). Aufladbar per USB (z.B. per Powerbank) oder über eine Handkurbel, zur Not. Die Lampe kann man sowohl ins Zelt hängen, als auch hinstellen. Über einen Ziehharmonika-Mechanismus kann man sie zu einer Stehlampe umfunktionieren.
So, ich hoffe jetzt ist auch dir ein Licht aufgegangen. Das war meine kleine Kaufempfehlung für günstige Camping-Ausrüstung für Fotografen. Ich hoffe es war die ein oder andere sinnvolle Anregung für dich dabei. Ich wünsche dir viel Spaß in der Natur und beim Fotografieren!
6 Kommentare
Vielen Dank für die vielen nützlichen Tipps. Ich werde mir das ein oder andere ganz bestimmt zulegen. Hast du sehr gut geschrieben… danke dir!!!
Das freut mich Tobi 🙂
Super Liste. Das mit dem günstig-aber-gut-Problem kenne ich. Oft kauft man zweimal. Dank deiner Liste bleibt mir das hoffentlich erspart!
Genau sowas habe ich gesucht. Vielen Dank dafür 🙂
Wie viele Zelte braucht ein Mensch?
Ich habe eine Hand voll. Altes Kuppelzelt, leichtes 1-Personen-Zelt, 2-Personen-Tunnel mit großer Apside, Familienzelt für 4 Personen mit Stehhöhe und selbststehendes 2-Personen-Expeditionszelt zum Seekajaken.
Was fehlt? Ein rot/orange/gelbes Zelt für so ein tolles Wasserfallfoto. Meine Zelte sind eher dezent. 😉
Lieber Felix,
du scheinst mehr Zelte zu haben, als meine Frau Handtaschen und Schuhe 😉
Was hindert dich also, noch ein fotogenes Zelt einzuschieben. Meinen Segen hast du :-p