Endspurt! Die letzten drei Tage auf Island gilt es Revue zu passieren. Es freut mich, dass du noch immer mitliest: Keine Selbstverständlichkeit in der Flüchtigkeit des Internets.
Tag 7: Von Seyðisfjörður nach Höfn
Flüchtig war auch der Schlaf der letzten Nacht, denn wir waren auf Milchstraßen-Tour. Fünf Stunden später sind wir schon wieder unterwegs, zwei Kilometer außerhalb von Seyðisfjörður. Ich sitze auf einem Felsvorsprung und genieße den Sonnenaufgang.
Rechts von mir höre ich das Tosen eines Wasserfalls. Es ist der Gufufoss, was isländisch für Dampfwasserfall steht. Pino probiert den Dampf live aus – und wird ordentlich nass.
Da die Sonne noch zu tief steht, wandern wir zu einem weiteren Wasserfall, oberhalb des Gufufoss. Doch die Perspektive ist nicht optimal.
»Pino? Wir müssen direkt runter zum Wasserfall!« Leider führt da kein Weg hin. Wir müssen über steile Felsen klettern, die im unteren Drittel nass und rutschig sind. Vorsicht ist angesagt. Wie immer bin ich nicht zufrieden mit meinen Fotos und wechsle mehrfach den Standort. Für einen kurzen Moment war ich unaufmerksam; unter mir ein rutschiger Fels. Dann der Sturz. Die Folge? Eine tiefe Wunde im Schienenbein, bis zum Knochen. Erst einen Monat später war ich beim Arzt. Das Bein hat sich stark entzündet. Die Wunde wurde mehrfach ausgeschabt. Aber gut, Mitleid hol ich mir bei Gelegenheit. Machen wir erstmal weiter im Text.
Litlanesfoss und Hengifoss
Auf der heutigen Route liegen weitere Wasserfälle. Wer hätte das gedacht? Mit 118 m ist der Hengifoss sogar der Vierthöchste auf Island. Es geht hoch hinaus, wir müssen wandern. Doch zunächst erreichen wir den Litlanesfoss, mit seinen eindrucksvollen Basaltsäulen.
Im Foto sieht man oben links den Hengifoss. Als wir realisieren, wie weit wir noch wandern müssen, verlieren wir die Lust. Dann greifen wir zu einem bewährten Trick. Pino lässt die Mavic hinfliegen, ich versuche die Drohne mit dem Teleobjektiv zu fotografieren. Der Autofokus vom Nikkor 70-200 mm f/4 ist schwer beschäftigt (Affiliate-Link).
Wer beim Anblick vom Hengifoss an unberührte Natur denkt, den muss ich leider enttäuschen. Island hat ein Problem: Es ist der Mensch und zwar im Plural. 2001 kamen 296.000 Besucher, im letzten Jahr waren es 1,7 Millionen. Es ist wie überall auf der Welt: Der Tourismus bahnt sich seinen Weg, in jedes Gelände, zur Not mit Gewalt.
Die traumhafte Fahrt zwischen Egilsstaðir und Höfn
Das Wetter schlägt um, es wird 10 Grad kälter. Nebel zieht auf. Wir steigen ins Auto, folgen der B1 und erleben die landschaftlich schönste Fahrt des gesamten Roadtrips.
Am liebsten hätten wir alle zwei Minuten angehalten und fotografiert. Und genau das haben wir auch getan.
Am Ende muss ich die ganzen Eindrücke erst einmal sacken lassen und eine Pause einlegen. Zum Glück steht ein riesiger Stuhl mitten in dieser schroffen Landschaft. Wie praktisch 🙂
Höfn – Die vergebliche Suche nach der isländischen Küche
Am Abend erreichen wir unseren heutigen Zielort: Höfn, ein größerer Ort auf einer Halbinsel im Südwesten. »Jetzt richtig Isländisch essen gehen«, denke ich mir. Aber wo? Wir fragen an einer Tankstelle nach und bekommen die Adresse des besten Lokals der Stadt. Ich denke an Fisch. Am Ende bekomme ich eine Pizza, für 24 EUR, aber das macht den Kohl nun auch nicht mehr fett.
21:00 Uhr: Gut gesättigt kommen wir am Gästehaus an und beziehen unser Zimmer. Draußen ist es ungemütlich. Es ist stark bewölkt und nieselt leicht. Trotzdem schnappe ich mir die Kamera und gehe in Badelatschen vor die Tür. Wieder sehe ich diese grauen Schleierwolken am Himmel und halte die Kamera drauf – ich nenn sie neuerdings Polarlichtradar. Ich stelle drei Sekunden Belichtungszeit, Blende 2.0 und ISO 3200 ein. Dann schieße ich ein verwackeltes Foto aus der Hand. Tatsache, es sind Polarlichter!
»Pino! Lass uns nach Stokksnes fahren, das grün ist wenig intensiv, aber ich kann doch keinen Blogbeitrag ohne Polarlichter abliefern. Die lachen doch sonst alle über mich«. Dann fahren wir los. Stokksnes ist eine sehr bekannte Landzunge, 12 km östlich von Höfn.
Polarlichter über dem Eystrahorn
Dass der Himmel langsam aufklart bemerken nicht nur wir. Hinter uns fährt ein Auto mit einem weiteren Fotografen-Team, was mir fast im Kofferraum sitzt. Ich bin genervt, halte kurz an und lasse das Auto vorbei. Jetzt jagen wir sie! Soweit es die 50 PS vom Jimny hergeben. Nach 20 min erreichen wir einen Parkplatz. Doch eine geschlossene Schranke blockiert den Weg zum Strand. Wir beobachten wie die zwei Fotografen aussteigen, in ein Haus gehen und dort scheinbar ein Ticket kaufen. Dann öffnet sich die Schranke und sie fahren durch. Aussteigen? Ticket? Keine Lust! Wir fahren ohne Ticket an die Schranke. Sie öffnet sich, wie praktisch. Wir parken direkt am Strand. Es ist extrem dunkel. Egal wie lange man belichtet, der Vordergrund ist komplett schwarz. Also gehe ich ganz nah ans Wasser, immer wieder schwappt es über meine Füße. Das Stativ sinkt in den Sand ein. Ich nutze die Spiegelung und bekomme endlich mein Polarlicht-Foto. Ein tolles Gefühl.
Auf dem Rückweg passieren wir wieder die Schranke. Diesmal bleibt sie geschlossen 🙁 »Verdammt«, rufe ich. Aber einen Suzuki Jimny hält nichts auf. Er ist hochbeinig wie ein Storch. Ich fahre an der Schranke vorbei, über die 30 cm hohen Begrenzungssteine. Easy 🙂
Tag 8: Von Höfn nach Vík
Gletschersee
Es ist früh am Morgen, das Wetter gleicht einem Weltuntergang. Aber wir sind an einem magischen Ort. Dass mich der Gletschersee so beeindruckt, hätte ich nicht erwartet. Als ich in der Planungsphase die Fotos der blauen Eisbrocken im Wasser sah, dachte ich, »da hat doch jemand den Weißabgleich manipuliert«. Aber nein, sie sehen wirklich so aus.
Bei leichtem Sprühregen wechsle ich aufs Teleobjektiv, um die Robben zu fotografieren, die zwischen den Eisschollen schwimmen. In diesem Moment löst sich eine riesige Eisscholle und stürzt ins Wasser. Ich schalte in den Videomodus. Beeindruckend.
Eismeer
Die Eisschollen vom Gletschersee treiben anschließend ins offene Meer. Von der Brandung werden sie dann zurück an den Strand gespült. Hier entstehen dann die klassischen Fotos vom Eismeer, die vermutlich jeder kennt.
»Zu oft gesehen«, denke ich mir und fotografiere aus Prinzip in die andere Richtung. Auch wenn mich die vielen Fußstapfen im schwarzen Sand stören.
Rückwirkend ärgere ich mich. Ein kitschiges Foto mit ND-Filter am Wasser hätte ich auch gern gemacht. Immer doof mit den eigenen Prinzipien.
Svínafellsjökull
Vom Eis haben wir noch immer nicht genug. Wir fahren zu einem weiteren Gletscher, der Svínafellsjökull ist gleich in der Nähe. Diesmal ist wandern angesagt und das hat sich echt gelohnt. Der Herbst präsentiert sich in seinen schönsten Farben.
Nach einer halben Stunde erreichen wir den Gletscher. Pino lässt die Drohne steigen, es sind geniale Aufnahmen. Hoffentlich erscheint das Video noch vor Weihnachten 🙂
Der Luxus-Plan vom Reynisfjara Black Sand Beach
Neun Tage haben wir in »billigen« Absteigen gehaust. Am letzten Tag wollten wir uns etwas richtig Gutes gönnen. Darum haben wir eine Suite gemietet. Völliger Irrsinn natürlich, aber dafür direkt am Black Sand Beach. Darauf haben wir uns schon die ganze Reise gefreut. Wir checken ein, werden nett begrüßt und bekommen eine Einweisung in unsere Suite.
Der Badspiegel hat ein integriertes Ringlicht, was per Touchscreen eingeschaltet wird.
Das Multimediasystem ist umfangreich, Netflix, Amazon Video […] brauchen wir alles nicht. Die Terrasse ist zum Strand ausgerichtet! Ich freue mich darauf, wie ich dort morgen den Sonnenaufgang fotografiere. Wir hängen gemütlich ab. Couch, Esstisch, Boxspringbett: es ist alles da, auf 40 qm. Ich sortiere meine Bilder, wir laden sämtliche Akkus und sind bereit für den letzten Fototag.
Tag 9: Von Vík nach Keflavík
Doch es kommt ganz anders. Ein heftiger Sturm peitscht mit überdimensionalem Regen vor die bodentiefen Fenster der Terrasse. Wir haben viel Geld für die Regenwasserdusche bezahlt: Vor der Tür hätten wir sie kostenlos bekommen. Das Wetter ist absolut ungemütlich. Der Plan vom perfekten Strandtag ist weggespült. Wir bleiben bis 12 Uhr in der Suite und nehmen es sportlich 🙂
Ich stehe in der Dusche und entdecke die perfekt inszenierten Fläschchen aus Shampoo & Conditioner, auf dem marmorierten Boden der fünf Quadratmeter großen Dusche. Plötzlich schießt mir der Song der Prinzen ins Ohr:
Shampoo und Conditioner brauch‘ ich in meinem Zimmer,
Shower-Gel und Badeschaum und noch einen Fön
Bin ich wirklich schon so alt? Wir checken aus.
Reynisfjara – Black Sand Beach
Es regnet in Strömen. Zum Glück habe ich zwei Regenhosen übereinander an. Wir besuchen kurz den berühmten Black Sand Beach, der aus schwarzer Lava besteht. Vor der Küste stehen die drei schwarzen Felsen »Reynisdrangar«. Der Legende nach sollen es versteinerte Trolle sein. Ich versuche mir vorzustellen, wie schön hier der Sonnenaufgang im Gegenlicht gewirkt hätte. Schade. Der Strand ist bei diesem Wetter lebensgefährlich. Immer wieder hört man von Touristen, die von den Wellen mitgerissen wurden.
Das Flugzeugwrack von Sólheimasandur
Das miese Wetter nutzen wir, um zum meist fotografierten Ort Islands zu wandern: dem Wrack einer im Jahr 1973 abgestürzten DC-3 der US-Armee. Es geht 4 km nur geradeaus. Der Wind ist brutal. Es regnet in Strömen.
Und auch hier kann man wieder den Wahnsinn des Tourismus beobachten. Leute in Jeanshosen laufen bei strömendem Regen und 5 Grad Kälte zwei Stunden mit Kinderwagen zu einem Flugzeugwrack.
Einer kam sogar in kurzen Hosen. Vollkommen irre.
Obwohl das Wetter unterirdisch schlecht ist, tummeln sich viele Besucher um das Wrack. Jeder möchte ein Foto machen. Jeder zweite klettert aufs Dach. Ich stehe in der Ferne und warte auf den perfekten Moment. Bewaffnet mit meiner Sony RX100 drücke ich ab und habe mein perfektes Foto.
Den Flugzeugabsturz haben übriges alle Insassen überlebt. Die Geschichte kann unter diesem LINK nachgelesen werden.
Nach weiteren vier Kilometern Rückweg sind wir verfroren und nass zurück im Auto. Eigentlich wollten wir die Nacht durchmachen, weil wir bereits 4 Uhr früh am Flughafen sein mussten. Aber der Dauerregen hat den ganzen Tag angehalten. Am Skógafoss haben wir kaum noch Motivation das Auto zu verlassen. Ich mache nur einen Schnappschuss vom Parkplatz aus.
Alles was ich möchte, ist ein warmes Zimmer und raus aus den nassen Sachen. Daher habe ich kurzfristig eine billige Absteige für 89 EUR am Flughafen gebucht. Es war das mit Abstand schlechteste Hostel meines Lebens. Auf einer Skala von 1-5 hat es -50 verdient. Aber ich möchte den Reisebericht nicht mit solch negativen Worten beenden.
Fazit nach 10 Tagen Roadtrip
Lohnt sich eine Reise nach Island?
Ja, definitiv. Island ist ein Fotoparadies, dass ist unstrittig. Wer alle vier Teile meines Berichts gelesen hat, fragt sich vielleicht: wo sind denn all die Klassiker? Die Fotos hinter dem Seljalandsfoss Wasserfall, Bilder vom Kirkjufell und den Ice Caves […]. Ganz einfach: die habe ich alle nicht gemacht. Stattdessen habe ich mir einen erstklassigen Bildband am Flughafen gekauft, den ich sehr empfehlen kann: ICELAND – Wild at Heart (leider nicht bei Amazon verfügbar).
Ich wollte Island fotografisch auf meine Art erkunden. Abseits vom klassischen Instagram-Kitsch, obwohl es sicher mehr Likes gebracht hätte.
Welche konkrete Route kann ich empfehlen?
Die Umrundung der Insel ist ein Klassiker. Bereut habe ich es nicht, denn sonst hätte ich das Gefühl gehabt etwas zu verpassen. Empfehlen kann ich die Fahrt im Uhrzeigersinn, um die klassischen Touri-Kracher im Süden erst zum Schluss zu besichtigen. Sie sind in der Tat sehr sehenswert. Fängt man damit an, ärgert man sich vielleicht auf dem Rest der Tour, dass im Norden eigentlich nichts »cooles« ist. Vieles hat mich eher an eine Küstenregion in England erinnert.
Abschließende Worte
Ich bedanke mich bei meiner Frau, dass sie 10 Tage auf die Kinder aufgepasst hat, während ich egoistisch durch ferne Welten spaziert bin. Ich bedanke mich ebenso bei Pino, für die tolle Reisebegleitung.
Und dir lieber Leser: Danke fürs Durchhalten. Ich weiß, die Texte waren alle viel zu lang. Wenn du dennoch Fragen hast, schreib mir einfach. Ich beantworte sie dir gern.
Und Island? Wir sehen uns wieder!
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10 Kommentare
Vielen Dank für die nette Unterhaltung. Irgendwie bleibt am Ende das Gefühl :
“ Ich spare mir das lieber. “
Sparen kann man in der Tat eine Menge, wenn man nicht nach Island fährt. Aber wenn das Geld mal übrig ist: unbedingt nach Island fahren, es lohnt sich 🙂
Lieber Christof,
das Gefühl wollte ich zwar nicht vermitteln – Island ist großartig! – aber ja, es hat seinen Preis, den muss man bereit sein zu zahlen.
Thomas,
vielen herzlichen Dank fürs „Mitnehemn“ auf eurer tollen Reise…..und weiter oben im Text schreibst du….“wieder gefallen mir meine Foto nicht….“. Da kann ich nur sagen: CHAPEAU !
Sehr unterhaltsam geschrieben, wirklich klasse Fotos abseits vom „Mainstream“…..allerdings schrecken mich momentan noch die Kosten für eine solche Reise ab.
Aber sollte es dennoch einmal klappen werde ich mit Sicherheit Deine Blog-Beiträge als „Reiseführer“ verwenden.
…..weiterhin viel Erfolg und vor allem gute Besserung und Genesung wegen Deiner Verletzung.
LG Wolfgang
Schöner Beitrag,spannend zu lesen und wunderschöne Bilder die die islandstimnung direkt in den Bauch vermittelt. Wir waren inzwischen 8 mal dort und bleiben immer in einer region, mal norden, mal osten,mal westfjorde,mal hochland. Nie im sommer, obwohl wir damit auf puffins und mitternachtssonne verzichten müssen, Herbst,Winter. Und dann findet man auch in den einsameren Ecken zb. im Norden spektakuläre fotomotive. Auch wenn die einsamkeit, die wir suchen auch manchmal erdrückend ist. Grüsse anne.
8x Island ist ne starke Nummer 🙂
Dann kennt ihr euch bestens aus und hab sicher den ein oder anderen Spot entdeckt, den man sonst bei der üblichen Island-Hetzjagt übersieht.
Gerade im Norden, wo wir ziemlich leer ausgegangen sind.
Ich muss also nochmal wiederkommen!
Hallo, toller Reisebericht. Ein paar Anmerkungen zur Kameraauswahl wäre super. Würde eine Rx100 ausreichen, oder besser nur als Ergänzung mitnehmen?
Welche Brennweiten wären ideal? Z.B. Sony a6000 mit Samyang 12mm unbeding? Fliegen im Mai nach Island und daher wären ein paar Tipps toll. Danke und Viele Grüße
Martin
Hallo Martin,
in der Tat hab ich die meisten Fotos in Island mit der Rx100 gemacht. Es ist einfach die perfekte Universalkamera. Und da Island sowieso vom Massentourismus erschlagen ist, hatte ich am Tag erst recht keine Lust überhaupt die große Kamera auszupacken. Es kommt natürlich darauf an was du machen willst. Am Tag reicht die Rx100 immer aus. Wenn du dann aber doch mal nachts bei kalten Temperaturen vor Ort stehst, Milchstraße, Polarlichter & Co fotografieren willst, würde ich mich mit der funzeligen Kompaktkamera nicht abquälen.
Mit dem 12mm Samyang bist du bestens bedient, weil Weitwinkel immer passend ist: Große Wasserfälle, großer Geysir, Polarlichter im Himmel … Überall dort kann man kaum genug Weitwinkel dabei haben.
Ich würde dir raten: Nimm lieber alles mit was du hast, bevor du dich vor Ort über vergebene Chancen ärgerst.
Viel Spaß auf Island im Mai, wird bestimmt eine tolle Erfahrung 🙂
Gruß
Thomas
Guten Morgen Thomas,
vielen Dank für deine super schnelle Rückmeldung und dass du dir Zeit genommen hast mir so ausführlich zu antworten.
Vor 5 Jahren wäre ich noch mit 20kg Gepäck los gezogen. Allerdings habe ich meine Ausrüstung mittlerweile absolut reduziert. Habe derzeit nur noch eine rx100 m3 und eine a6000 mit 16-50mm und Sigma 30 F2.8 .
Daher ist es meine Überlegung entweder nur die rx100 mitzunehmen, oder aber nochmals zu investieren und ein Samyang 12mm – ggf. sogar noch ein Zoom-Objektiv dazu zu kaufen. Hier stellt sich dann noch die Frage, ob es eher ein 18-105 G-Master oder ein Tamron 18-200mm werden würde…
Wenn du daher bitte noch einen Tipp für mich hättest, ob sich diese Investition lohnen würde?
Dankeschön und viele Grüße aus dem Fichtelgebirge.
Martin Rauch
Guten Abend Martin,
die Umstellung auf leichtes Gepäck trifft irgendwann jeden Fotograf, der zu oft mit dem 20-kg-Rucksack losmarschiert ist. Am Ende bleibt mehr als die Hälfte ungenutzt im Rucksack, weil man doch fix zum Smartphone oder der RX100 greift.
Es kommt aber wie immer darauf an was du vor hast. Vielleicht mal meine subjektive Meinung:
Island ist millionenfach fotografiert, aber in der realen Empfindung dennoch eine Sensation für sich (blende die Reisebusse mit den asiatischen Touristen einfach aus). Ich würde die Eindrücke vor Ort einfach genießen, mich an der Natur erfreuen und den ein oder anderen Schnappschuss mit nach Hause nehmen.
Dafür ist die RX100 die erste Wahl, weil sie in ihrer Kompaktheit sehr professionelle Ergebnisse liefert. Rein qualitativ ist das festverbaute Objektiv der RX100 deutlich besser als die 16-50mm-Standardscherbe der a6000. Zudem hat die RX100 das letzte Millimeterchen mehr Weitwinkel – und das ist viel wert!
Natürlich ist es kein 12mm-Objektiv, aber was spricht dagegen, in Situationen, wo du diese Reserven brauchst, einfach ein Panorama zu schießen? Das klappt auch aus der Hand problemlos und in Lightroom & Co ist es automatisiert in wenigen Handgriffen zusammengesetzt.
In ein „Super-Zoom“ wie das 18-105 oder gar das 18-200mm würde ich auf keinen Fall investieren. Hier trennen sich für mich Qualität und Flexibilität im Zoombereich viel zu stark voneinander ab. Auf Deutsch gesagt: Die Qualität ist einfach mies. Es ist wie der Versuch einen LKW mit einem Smart zu kreuzen, um dann noch ein Porsche-Cabrio daraus zu machen. Am Ende kommt was „ausreichendes“ raus, was nicht die Bildqualität einer RX100 erreicht, sehr wohl aber in Größe und Gewicht deutlich mehr aufträgt.
Und um der Sache noch mehr Praxisbezug einzuhauchen: Ich habe einem guten Freund mein gesamtes Portfolio an Bildern zur Verfügung gestellt, damit er sich eines davon auf meine Kosten als Alu-Dibond an die Wand hängen kann. Und er hat sich für das Flugzeugwrack aus Island entschieden: Natürlich mit der RX100 gemacht und nicht der Nikon-Vollformat zum 5-fachen Preis und 10-fachem Gewicht 😉
Zusammengefasst meine Empfehlung: Nimm die RX100 mit und lass den Rest zuhause. Und spar dir das Geld für weitere Objektive der „billigen Sorte“. Island ist teuer genug.
Gruß
Thomas