Als Landschaftsfotograf muss man nach Island. Das suggerieren die perfekten Aufnahmen von gigantischen Wasserfällen und Vulkanlandschaften, die täglich in den sozialen Netzwerken geteilt werden. Island ist so cool, dass es schon wieder uncool ist. Ich bin dem Zauber dennoch verfallen und wollte mir ein eigenes Bild machen – vielleicht sogar mehrere.
Falls du ebenfalls mit dem Gedanken spielst, (als Fotograf) nach Island zu reisen, dann lies diesen Beitrag. Ich erkläre dir wie ich meine 10-tägige Rundreise geplant und gebucht habe.
Die Planung
Zu welcher Jahreszeit sollte man nach Island reisen?
Ich muss dich enttäuschen, diese Frage musst du dir selbst beantworten. Bevor du jetzt wütend zurück zur Google-Suche springst, lass es mich erklären. Island hat zu jeder Jahreszeit seinen Reiz. Aus fotografischer Sicht würde ich vom Sommer (Juli / August) abraten, es sei denn du möchtest dir jeden Fotospot mit 100.000 Selfie-Sticks teilen. Viele Fotografen kommen im Frühling und mit ihnen der Regen (siehe VLOGs von Andy Grabo). Im Winter sind mir die Verhältnisse zu extrem. Zudem sind viele Straßen im Hochland gesperrt.
Ich persönlich mag den Herbst am liebsten und bin Mitte – Ende September in Island gewesen. Zu dieser Zeit sind die Temperaturen noch mild: es waren im Schnitt 10-15 Grad. Das moosige Grün bildet einen schönen Kontrast zum bunten Herbstlaub.
Beachte bei der Planung die Mondphase. Ich habe die Reise so gelegt, dass ich fünf Tage vor und nach Neumond in Island war. Warum? Es gibt kaum Lichtverschmutzung. In einer klaren Nacht sieht man die Milchstraße mit bloßem Auge.
Außerdem beginnt im September die Saison der Polarlichter, die ich an drei Abenden gesehen habe. Ein tolles Erlebnis.
Welche Route sollte man fahren?
Das hängt davon ab, wie viel Zeit man hat. Ich bin in 10 Tagen komplett um die Insel gefahren. Meine Reiseplanung starte ich immer mit einer Karte. My Maps ist ein kostenloser Google-Dienst, der für solche Zwecke ideal ist. Man kann dort Orte / Fotospots verlinken und in eigenen Ebenen organisieren.
Während der Reise kann man diese Karte auf dem Smartphone nutzen und sich zu den Zielen navigieren lassen. Die Handyabdeckung in Island ist sehr gut.
Richtig planen kann man Island natürlich nicht. Das Wetter wechselt im Minutentakt. Einige Ziele sind aufgrund von starkem Regen sprichwörtlich ins Wasser gefallen.
Die Buchung
Der Flug nach Island
Das günstigste an Island ist der Flug. Ich bin mit WOW air ab Berlin Schönefeld für 140 EUR geflogen. Teuer ist das Gepäck: 68 EUR pro Koffer (bis 20 kg). Für den Trolley im Handgepäck (bis 10 kg) werden 34 EUR fällig. Einen Rucksack kann man kostenfrei mitführen. Darin war meine komplette Fotoausrüstung, inkl. Notebook verstaut. Und ja: er war zu groß und zu schwer. Interessiert hat es niemanden.
Der Ärger mit WOW air
Wer billig kauft, […] Die Buchung war leider eine Katastrophe. Geizig wie ich bin, wollte ich die zusätzlichen Gebühren für Kreditkartenzahlungen vermeiden. Zum Abschluss der Buchung habe ich daher als Zahlungsmethode Sofortzahlung gewählt. Nachdem ich meine TAN eingegeben hatte, kam die Fehlermeldung. »Transaktion konnte nicht abgeschlossen werden«. Anschließend starrte ich auf einen weißen Bildschirm. Keine Bestätigung, nichts.
Am nächsten Tag checke ich meinen Kontostand und wundere mich: Der Flugpreis wurde abgebucht, eine Buchungsbestätigung kam nach wie vor nicht. Ich schreibe eine E-Mail an den Support und höre dann zwei Wochen nichts mehr. Genervt rufe ich die Hotline an: und verbringe zwei Stunden in der Warteschleife. Am Ende konnte ich die Sache über die WOW air Facebook-Seite klären. Rund vier Wochen nach meiner Buchung kam dann die Flugbestätigung per E-Mail, dass hat Nerven gekostet.
Die zweite Überraschung lauerte 24 Stunden vor Abflug beim Online-Check-In: »No check-in bags« Hab ich jetzt kein Gepäck dabei? Dafür habe ich aber bezahlt! Verunsichert wende ich mich wieder an den Support. Am Flughafen hat dann aber alles geklappt.
Der Mietwagen
Meine Mietwagen buche ich seit vielen Jahren über die Plattform billiger-mietwagen.de. Mit dem Service bin ich 100% zufrieden. In Island sind Mietwagen allerdings recht teuer (Modelle mit Allrad ca. 60-100 EUR pro Tag). Es lohnt sich allerdings die Preise zu beobachten. Ich hatte meinen Mietwagen bereits 3 Monate vor Abflug gebucht. 5 Tage vor Reisebeginn war der Mietwagen beim gleichen Anbieter (Green Motion) plötzlich 200 EUR günstiger. Da eine Stornierung bis 24h vor Übernahme des Fahrzeugs kostenfrei ist, habe ich den Mietwagen erneut gebucht.
Braucht man einen Allrad-Antrieb?
Diese Frage bestimmt maßgeblich den Preis des Mietwagens. Auf Anraten vieler Reiseberichte und Aussagen von Kollegen, habe ich mich für einen SUV mit Allradantrieb entschieden. Ohne 4×4 geht angeblich nichts. Nach 3.000 gefahrenen Kilometern auf Island kann ich sagen: den Allrad-Antrieb habe ich nicht gebraucht. Ich hatte einen Suzuki Jimny, der standardmäßig im 2WD-Modus mit Frontantrieb fährt. Allrad kann man manuell zuschalten, durch Drücken des 4WD-Buttons, was auch abseits der normalen Straßen nie notwendig war.
Die Sache mit den Zusatzversicherungen
Egal in welchem Land man einen Mietwagen bucht, die Frage nach der Versicherung ist stets eine relevante. Ich buche generell die Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung und wähle dann den Anbieter mit den meisten Extras: z.B. mit zusätzlicher Reifen- und Glasversicherung. Das Prinzip ist einfach: Im Schadensfall zahlt man vor Ort die Selbstbeteiligung, die dann nach der Reise durch den Anbieter – in meinem Fall CarDelMar – erstattet wird. Ich hatte diesen Fall bereits in Mallorca, als ich mit einem nagelneuen Mietwagen einen Pfeiler im Parkhaus in Sóller übersehen habe, ups 🙂
Achtet auf die maximale Deckung deiner Kreditkarte
Wenn du den Mietwagen abholst, wird eine Kaution fällig, die sehr hoch sein kann. In Island musste ich 2.300 EUR bezahlen. Daran habe ich schon viele Touristen scheitern sehen, denn die meisten Kreditkarten haben ein Kartenlimit. Wenn dieses Limit für die Kaution nicht ausreicht, lächelt der Mietwagenbetreiber und bietet seine Zusatzversicherung für günstige 10-20 EUR pro Tag an. Dann entfällt oder reduziert sich die Kaution.
Hotelbuchung: Die teuren Betten
Bei den Übernachtungsmöglichkeiten hat man auf Island eine große Vielfalt an Hostels, Gästehäusern und Hotels. Sie alle haben eins gemeinsam: sie sind teuer. Selbst auf dem Campingplatz in Mývatn hat das kleine Zimmer 125 EUR pro Nacht gekostet, ohne Frühstück natürlich.
Wenn man aber bereit ist, auf Komfort zu verzichten, kein Problem mit Gemeinschaftsbädern auf dem Gang hat, dann findet man auf diesem Preisniveau in ganz Island Unterkünfte. Hier eine Übersichtskarte mit meiner genauen Route und den Hotels:
https://www.google.com/maps/d/embed?mid=1RgoM_TKeaAdM7DuabBBy0p_KPqs
Sie waren alle sauber und hatten sehr bequeme Betten. Einzige Ausnahme war der Abreisetag, wo ich spontan eine Übernachtung am Flughafen gebucht habe, um noch drei Stunden zu schlafen. Zur Wahl stand ein Hotel für 195 EUR oder das Fit Guesthouse für 83 EUR. Geht schon, dachte ich mir, als ich die günstige Version gebucht habe.
You get what you pay for. Keine Handtücher, keine Seife, ungefiltertes Schwefelwasser, Schlamm in der Dusche, Haare und Löcher im Bett. Geiz ist geil 😉
Wie bucht man die Unterkünfte?
Hier gibt es viele Möglichkeiten. Ich habe alles via booking.com gebucht. Über die Kartenansicht habe ich für jeden Tag ein Hotel in einer anderen Stadt im Abstand von rund 300 km gebucht. Nützlich ist die Booking.com App, mit der man sich direkt zur jeweiligen Unterkunft navigieren lassen kann.
Fazit
Island ist ein teures Pflaster, auch wenn die meisten Straßen gar nicht gepflastert sind. Die Preise für Übernachtungen haben es in sich. Beim Essen ist es nicht anders: Pizza 28 EUR, Hotdog an der Tanke 9 EUR. Eine Flasche Wasser kostet 2-3 EUR. Für den Liter Benzin werden rund 1,60 EUR fällig. Bezahlen kann man überall per Kreditkarte, selbst am Parkautomat. Bargeld habe ich eigentlich nie gebraucht.
Supermärkte gibt es übrigens genug, ich war meist bei Nettó einkaufen, das Sortiment ist absolut ausreichend. Die Kommunikation ist einfach. Auf Island spricht jeder Englisch.
Ich hoffe dieser Beitrag war nützlich für dich und hilft dir bei der Planung deiner eigenen Islandreise. Wenn du mehr über meinen Roadtrip auf Island erfahren möchtest, dann lies doch einfach meinen Reisebericht.
2 Kommentare
Hey..
ein wirklicher schöner Bericht. Danke dafür! Kann man Deine Maps-Karte ggf. irgendwo einsehen?
Hallo Jan,
meine Maps-Karte von Island kann ich leider nicht öffentlich teilen, weil dort viele Beispielfotos anderer Fotografen enthalten sind. Ich möchte nicht in Urheberrechtsprobleme geraten. Bin leider gerade sehr sensibilisiert, weil ich eine fiese Abmahnung erhalten habe :-/
Sorry. Aber die Spots in Island sind ja quasi überall im Netz zu finden.
Gruß
Thomas