Im Urlaub den Wecker stellen? Klingt nach einem Widerspruch? Nicht für einen Landschaftsfotografen! Auf Sardinien habe ich das Experiment gemacht und eine Woche den Sonnenaufgang fotografiert. Heute möchte ich Dich mitnehmen und Dir ein paar Bilder zeigen.
Am ersten Tag suchte ich die Sonne vergeblich. Stattdessen begrüßte mich der Strand in Porto Istana mit Nieselregen und starkem Wind, dafür aber mit dramatischen Wolken. Fotografisch war nicht viel mehr drin als diese Langzeitbelichtung. Dafür hatte ich aber genug Zeit, um einen Vogel aus dem Wasser zu retten, mehr dazu in meinem Blogbeitrag.
Am zweiten Tag war vom Regen keine Spur mehr. Das Mittelmeer war trotzdem nass. (Was für ein trockener Witz). Die Sonne zeigte sich von ihrer besten Seite. Jetzt fehlten aber ein paar Wolken, die ich am Vortag noch verflucht habe. Bekanntlich ist nichts langweiliger als ein strahlend blauer Himmel, zumindest aus fotografischer Sicht.
So sollte es die nächsten Tage aber bleiben. Auf nennenswerte Wolken wartete ich vergeblich. Kompositorisch war die einzige Lösung mehr vom Vordergrund ins Bild zu nehmen, um den Himmel möglichst stark zu beschneiden.
Aber man muss ja nicht permanent Fotos machen. Das Schöne am Sonnenaufgang ist die Ruhe. Sie gibt einem die Chance, sich wieder auf die Schönheit der Natur zu besinnen. Keine Menschen sind zu sehen, man hat den Spot (meistens) für sich allein. Dabei kann man viel entdecken, schöpft neue Kreativität und tankt Energie. Getankt habe ich auch, allerdings den Mietwagen.
Am nächsten Morgen bin ich nach Porto Taverna gefahren, einer langen Traumbucht mit weißem Sand und türkisfarbenem Wasser. Doch auch hier war der Himmel eine einzige Tristesse. Den Weg bis zum Strand ersparte ich mir und fotografierte vom Holzsteg aus, der über die Lagune führt.
Diesmal war ich nicht allein, mein Gürteltier hat mich begleitet. Sozusagen der lokale Wetterfrosch, der mir die Wolken vorhersagen soll.
Und dann geschah es. Am nächsten Morgen schaue ich verschlafen aus dem Hotelzimmer. Da sehe ich sie: Wolken! Motiviert schnappe ich meinen Rucksack. Nach 15 Minuten bin ich am Strand. Die Wolken wirkten dramatisch. Eine gute Gelegenheit auf Schwarz-Weiß zu wechseln. Das gibt mehr Likes 😉
Spaß beiseite. Ich laufe am Meer entlang und beobachte den Stand der Sonne. Dann zeigt sie sich endlich. Doch sie ist bereits ziemlich weit oben. So richtig sonnenaufgänglich (das Wort gibt es vermutlich nicht) war das nicht mehr.
Inzwischen bin ich vom Strand gelangweilt und nutze die restliche Zeit, um nach einem neuen Fotospot für den kommenden Morgen zu suchen. Das Ziel sind die Berge hinter mir, doch einen Wanderweg finde ich nicht. Ich versuche mit dem Auto eine Straße nach oben zu finden, lande jedoch immer wieder in Sackgassen oder gesperrten Privatwegen. Nach 20 Minuten Irrfahrt finde ich einen Schotterweg, der mich zumindest etwas in die Höhe bringt. Ich markiere den Punkt per GPS auf dem Smartphone, um die Stelle am nächsten Morgen wiederzufinden.
Als der Morgen erwacht, sind die Wolken noch immer am Himmel. Ich steige ins Auto und navigiere zur gespeicherten GPS-Koordinate. Dann laufe ich quer über die Felsen und kämpfe mich in der Dämmerung durch dickes Gestrüpp nach oben. Und dann geht sie auf, die Sonne.
Die Wolken versperren zwar wieder die Sicht, aber die Lichtstimmung war trotzdem interessant. Was das Foto nicht vermittelt ist die Höhe und Weite der Natur. Aber so ist es ja meistens, wenn man begeistert nach Hause kommt und es den Fotos dann weniger ansieht.
Doch mittlerweile ist der letzte Tag vom »Experiment Sonnenaufgang« angebrochen. Ich stehe wieder in Porto Istana am Strand. Die Wolken sind bereits heimgeflogen. Nur die obligatorischen Schäfchenwolken über der Tavolara Insel sind wieder da.
Ich schraube noch fix meinen ND1000-Filter aufs Objektiv (Affiliate-Link). So kann ich – passend zum blauen Himmel – auch das Wasser glätten. Ein Versuch für Minimalismus, kann man machen, muss man aber nicht. Mit der Sonne im Rücken verlasse ich den Strand und steige über die Felsen.
Für die letzten Meter zum Auto ziehe ich die Schuhe aus und laufe einen kleinen Fluss entlang, der sich hinter dem Strand gebildet hat. Ich blicke zurück auf die Sonne und ziehe mein Fazit.
Das frühe Aufstehen hat sich gelohnt, auch wenn sich viele Bilder sehr ähnlich sind. Die Fotografie ist dennoch ein guter Vorwand, um die Umgebung zu außergewöhnlichen Zeiten zu entdecken. Man startet motivierter in den Tag, hat früh bereits viel erlebt und schläft abends besser ein. Probier es doch selbst aus; fotografiere deine Stadt oder deinen Urlaubsort zum Sonnenaufgang und berichte mir von deinen Erfahrungen 🙂
2 Kommentare
Sehr sympathisch. Wieder was gelernt und danke fürs mitnehmen!
Hallo oder guten morgen was ich dir aber erst morgen früh wünschen kann, gehe so um 4Uhr aus dem haus brauche ca 15 min zum Strand wo ich Angeln möchte, wenn’s geht schicke ich dir ein paar Bilder, vom Strand Cannigione am golf von Arzachena